Wuppertal

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wuppertal 1908

Standort

Auf der Hardt

Gottfried-Gurland-Straße


Datenblatt


Höhe: 22 m

Kosten: 40.000 Mark

Grundsteinlegung: 01.04.1907

Einweihung: 19.10.1907

Foto Bismarckturm Wuppertal Juni 2017

Gemeinsames Turmprojekt Barmen und Elberfeld
Die Bismarcksäule in Wuppertal


Vorbemerkungen

Der Bau des Bismarckturmes an der Grenze Elberfeld/Barmen wurde Anfang des 20. Jahrhunderts ein Gemeinschaftsprojekt der benachbarten kreisfreien Großstädte Elberfeld und Barmen, die beide 1929 neben anderen Gemeinden zur Stadt Barmen-Elberfeld vereinigt wurden (nach einer Bürgerbefragung im Jahr 1930 in Wuppertal umbenannt).

Vor dem Bau des Turmes zu Ehren des ehemaligen Reichskanzlers wurden sowohl in Barmen als auch in Elberfeld Bismarck-Standbilder errichtet.

Am 31.03.1898 wurde auf dem Schlossbleicheplatz, Ecke „Am Mäuerchen“ in Elberfeld ein Bismarck-Standbild eingeweiht, welches im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurde. In Barmen wurde auf dem Platz vor dem Alten Rathaus am 18.01.1900 ebenfalls ein Bismarck-Standbild eingeweiht, das 1938 auf den Karlsplatz umgesetzt wurde. Das Denkmal ist heute noch erhalten.

Bei der Grundsteinlegung des Bismarckturmes am 01.04.1907 wurde betont, dass durch den gemeinsamen Turmbau die „Zwietracht der beiden Städte“ [Barmen und Elberfeld] beigelegt sei.


Bauplanung

1899-1904

Bereits am 25.02.1899 kündigte die heimische Ortsgruppe des Alldeutsche Verbandes sowie andere patriotische Vereine den Bau einer befeuerbaren Bismarcksäule für Elberfeld an. Dieses Vorhaben wurde zunächst nicht weiter verfolgt.

Der Nationalliberale Verein Elberfeld regte am 23.03.1904 erneut den Bau einer Bismarcksäule für Elberfeld an.

Am 10.05.1904 wurde auf einer Versammlung im "Deutschen Kaiser" beschlossen, erst dann mit dem Vorhaben an die Öffentlichkeit zu treten, wenn sich in Barmen ein schon geplanter Arbeitsauschuss zum gleichen Zweck gebildet hat. Das Bauwerk sollte auf der Hardt, genau auf der Grenze zwischen Barmen und Elberfeld, errichtet werden.

Am 24.06.1904 trafen sich erstmals die Arbeitsauschüsse aus Barmen und Elberfeld und beschlossen die gemeinsame Errichtung eines Bismarcktumres für die Städte Barmen und Elberfeld.
Zu diesem Zweck wurde ein Komitee, in dem Vertreter der Städte Barmen und Elberfeld saßen, unter Vorsitz von Consul Paul Boedinghaus jr. aus Elberfeld und Richard Bredt aus Barmen gebildet.

Am 05.07.1904 wurde ein Spenden-Aufruf zum Bau eines Bismarckturmes veröffentlicht. Die veranschlagten Kosten für den Turmbau wurden auf 30.000 Mark geschätzt.

Aus dem Komitee heraus wurde ein Bismarck-Turm-Arbeitsausschuss gebildet.

Bereits am 01.08.1904 wurden allein in Elberfeld 10.000 Mark an Spenden für den Turmbau gesammelt.

Ende des Jahres 1904 wurden die Gesamtbaukosten für den Turmbau vom Arbeitsausschuss mit 40.000 Mark angegeben.


1905

Anfang März 1905 wurde in einer Ausschuss-Sitzung berichtet, dass ein großes Grundstück auf der Hardt als Bauplatz dem Ausschuss kostenlos zur Verfügung wird. Wegen umfangreicher Planierungsarbeiten konnte eine für den 01.04.1905 geplante Grundsteinlegung nicht stattfinden.
Die gesammelten Spenden in beiden Städten betrugen zu dieser Zeit 25.000 Mark.


1906

Das Komitee wählte den von der deutschen Studentenschaft mit dem 1. Preis ausgezeichneten Entwurf "Götterdämmerung" des Architekten Wilhelm Kreis zur Ausführung aus.

Am 18.09.1906 war der Baufonds zu hoch angewachsen, dass der Turmbau als gesichert galt.

Im November 1906 wurden seitens der Stadtverordneten angegeben, dass die Bauleitung seitens der beiden Städte unentgeltlich erfolgen wird.


1907

In einer Besprechung der beiden Vorsitzenden der Ausschüsse aus Barmen und Elberfeld (Richard Bredt und Paul Böddinghaus jun.) sowie mit dem Arbeitsausschuss wurde der Termin der Grundsteinlegung auf den 01.04.1907 festgelegt.

Mit den Eigentümern des Bauplatzes, den Erben Rübl und Meckel, wurde bis Anfang 1907 über die Stadtverwaltung ein Vertrag über die kostenlose Überlassung des Bauplatzes abgeschlossen.

Die städtischen Bürgervereine beteiligten sich an den Kosten für den Turmbau, der nordstädtische sowie der weststädtische Bürgerverein mit jeweils 150 Mark, der Verein Hochbarmen mit 50 Mark.

Der Landtagsabgeordnete Ferdinand Bartels spendete am 01.04.1907 insgesamt 1.000 Mark für das jährliche Feuerwerk auf dem Bismarckturm.

Bis zum 31.03.1907 wurden 31.000 Mark für den Turmbau gespendet, davon 20.000 Mark in Elberfeld und 11.000 Mark in Barmen.
 

Bauarbeiten und Einweihung

Die feierliche Grundsteinlegung wurde am 01.04.1907 (Ostermontag) durchgeführt. Der 20 kg schwere Grundstein wurde mit einer Blechkapsel gefüllt, welche mit Dokumenten und einer "Anzahl Münzen" gefüllt war.

Mit der Bauleitung des Turmes wurde Stadtbaurat Schönfelder aus Elberfeld beauftragt.

Als Material für den Bau wurde Sandstein verwendet, der auf dem Barmer Gebiet des Hardtberges gebrochen wurde. An der Nordseite des Turmes wurde nachträglich ein Bismarck-Wappen in Stein (von Bildhauer Carl Mersch aus Elberfeld ca. 1912/1913, Größe 1,60 m²) als einziger Schmuck angebracht.

Der Rohbau des Bismarckturmes war am 24.08.1907 vollendet. Die Planierung des Platzes rund um das Bauwerk begann Ende September 1907.


Turmbeschreibung

Als Basis des 22 m hohen Aussichtsturmes ohne Befeuerungsmöglichkeit dient ein einstufiges quadratisches Podest mit einer Seitenlänge von 11,35 m x 11,35 m. Die Podeststufe hat eine Höhe von 1,35 m.


Darauf erhebt sich der 2,60 m hohe quadratische Turmsockel mit einer Kantenlänge von 8,30 m x 8,30 m.

Der Eingang liegt im Norden des Turmes und ist über eine teilweise dem Sockel vorgelagerte, teilweise in ihn hineingeschnittene Treppe mit acht Stufen erreichbar. Stufe 3 bis 8 sind jeweils 0,95 m breit, die beiden unteren Stufen sind der Podeststufe vorgelagert und 2,19 m und 1,55 m breit. Die metallene Eingangstür hat eine Größe von 1,00 m x 2,10 m.


Die vier Kanten des Schaftes bestehen - wie bei dem Entwurf "Götterdämmerung" typisch - aus Dreiviertelsäulen, die von einem Architrav mit dreistufigem Oberbau zusammengehalten werden. Die Ecken der unteren Stufen sind etwas abgerundet.

Am Turmschaft sind auf der Süd- und der Westseite jeweils zwei hochrechteckige Fenster (0,60 m x 1,40 m) in unterschiedlicher Höhe eingelassen, auf der Ostseite ist hingegen nur ein Fenster (0,60 m x 1,40 m).

Auf der Nordseite ist als einziger Schmuck am Turmschaft ein Bismarckwappen angebracht.

Durch die Eingangstür gelangt man durch einen 2,20 m langen, 2,00 m hohen und 1 m breiten Gang zum Erdgeschoss des Turmes (4,00 m x 4,00 m).


Über eine steinerne Wendeltreppe (rechtsdrehend) im Innern mit 88 Stufen und 11 Absätzen gelangt man zum unteren Aussichtsbereich (4,00 m x 4,00 m) mit je einem Fenster (0,60 m x 0,90 m) auf jeder Seite. Von hier führt eine eiserne Spindelwendeltreppe mit 24 Stufen + 1 Austrittsstufe zur Aussichtsplattform. Die Gesamtstufenzahl (innen) beträgt 113 Stufen.

Die quadratische Aussichtsplattform hat eine Innenbreite von 3,84 m. Die 0,43 m starke Brüstung hat eine Höhe von 1,13 m. Der Ausstieg auf die Plattform erfolgt duch einen 2,00 m x 2,00 m großen mittigen Aufbau mit Schrägdach auf der Südseite. Die Höhe des mit Titanzinkblech verkleideten Aufbaus beträgt auf der Südseite 2,62 m, auf der Nordseite 1,03 m.

Die für den Turmkopf geplante Feuerschale wurde nie angebracht. Das Bauwerk wurde bengalisch beleuchtet.


Turmgeschichte

1907

Nur 16 Tage nach der Grundsteinlegung (17.04.1907) wurde der Grundstein aufgebrochen, die inliegenden Dokumente sowie ca. 18 Mark Bargeld wurden entwendet. Der Täter konnte - trotz ausgesetzter Belohnung von 100 Mark - nie ermittelt werden.

Die feierliche Einweihung unter großer Beteiligung der Bevölkerung (10.000 Besucher, nach anderen Quellen 25.000 – 30.000 Besucher) erfolgte am 19.10.1907. Die Festrede hielt der Vorsitzende des Elberfelder Ausschusses, Paul Böddinghaus jun. Oberbürgermeister Voigt übernahm den Bismarckturm in die Obhut der Städte Elberfeld und Barmen.

Bereits am Vorabend der Einweihung war der Turm erstmals bengalisch beleuchtet worden.


1908

Am 18.03.1908 wurde die Schlussrechnung des Bismarckturmes durchgeführt. Inklusiv der Anlagen um den Turm, den Feiern der Grundsteinlegung und der Einweihung entstanden Kosten in Höhe von 40.500 Mark. 

Ab dem 17.04.1908, ein halbes Jahr nach der Einweihung, wurde der Turm für den Besucherverkehr freigegeben.

Nach der Fertigstellung wurde der Bismarckturm-Ausschuss aufgelöst, gleichzeitig wurde der Bismarck-Bund für die Städte Barmen-Elberfeld (ab 1909 "Bismarckbund für das Wuppertal") unter Vorsitz von Paul Boeddinghaus jr. aus Elberfeld und Richard Bredt aus Barmen gegründet. Dieser Bund hatte die Aufgabe, für die Beleuchtung des Turmes zu sorgen und allgemeine volkstümliche Bismarckfeiern zu veranstalten.


1909-1922

Das erste vom Bismarck-Bund geplante Bismarckfest fand am 24.06.1909 (Johannistag) im Bergischen Haus auf der neuen Hardt statt (1.000 Teilnehmer). Der Bismarckturm wurde im Jahr 1909 mittwochs und samstags am Nachmittag sowie sonntags (ganztägig) geöffnet.
Die Feste fanden in den Folgejahren ebenfalls am Johannistag statt. Zu diesem Anlass wurde der Bismarckturm in den Abendstunden bengalisch beleuchtet.

Im Rahmen des deutsch-demokratischen Parteitages fand am 09.10.1922 der Rheinische Volkstag ab. Eine große Menschenmenge (8.000 - 10.000 Personen) versammelte sich am Bismarckturm und protestierten gegen die Bestrebungen, das Rheinland von Deutschland abzutrennen [Anmerkung: Besetzung des Rheinlandes und Ruhrbesetzung durch die Allierten wegen ausstehender Reaparationszahlungen].


1983-heute

Von 1983 bis 2005 wurde der Turm ehrenamtlich von Harald Müller / Wuppertal, seit 1997 im Wechsel mit einem weiteren Türmer, zu den u.a. Zeiten geöffnet.

Seit dem 21. März 1991 steht der Turm unter Denkmalschutz.

In den Jahren 1999/2000 wurde der Turm von außen saniert. Von Oktober 2002 bis zum Januar 2003 wurden folgende Arbeiten auf der Plattform durchgeführt: Erhöhung und Verbreiterung der Brüstung (Verkleidung mit Titanzinkblech) und Verlegung von Waschbetonplatten (statt Teerdecke), Einbau einer Tür am oberen Ausstieg (statt Klappe), neuer Wasserspeier auf der Südseite. Die Turmhöhe (inkl. neuem Aufbau) beträgt seit 2002 insgesamt 23,50 m.

Eine Teil-Innensanierung (u.a. Auswechselung der korrodierten Träger der Plattform, neuer Innenanstrich) schloss sich an.

Von Juli 2005 bis 2015 wurde der Turm wieder regelmäßig geöffnet.

Im Sommer 2012 wies das Bauwerk innen zahlreiche Feuchtigkeitsschäden auf.

Von 1990 bis Ende 2007 wurde der Turm von über 100.000 Personen bestiegen.

Die jährliche Besucherzahl lag zwischen 5.800 und 8.000 Personen.


Öffnungszeiten (Stand: 2023)

Turm ist dauerhaft geschlossen. Mögliche Öffnungen sind derzeit nicht bekannt.


Links

Google Maps

Koordinaten und Kartenmaterial


Quellen

- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 414
- Seele, Sieglinde, Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-SÄULE von ELBERFELD-BARMEN
- Kleinmanns, Joachim: Rheinische Aussichtstürme des 19. und 20. Jahrhunderts, Dissertation Aachen 1986, S. 274, Nr. 81
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 144 "Bismarck-Feuersäule zu Elberfeld-Barmen", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Zeitschriften des Bismarck-Bundes; 2. Jahrgang 1904 (Nr. 9, S. 2; Nr. 11/12, S. 10); 3. Jahrgang 1905 (Nr. 2, S. 5; Nr. 5, S. 7); 5. Jahrgang 1907 (Nr. 3, S. 44; Nr. 5, S. 70; Nr. 7/8, S. 102; Nr. 12, S. 214); 6. Jahrgang 1908 (Nr. 4, S. 57), 7. Jahrgang 1909 (Nr. 6, S. 95), 8. Jahrgang 1910 (Nr. 4, S. 65/66), 11. Jahrgang 1913 (Nr. 6/7, S. 92-94)
- Meyer-Kahrweg, Ruth: „Denkmäler, Brunnen und Plastiken in Wuppertal. Beiträge zur Denkmal- und Stadtbildpflege des Wuppertals, Bd. 10, Wuppertal 1991, S. 147/148

- Kölnische Zeitung: 25.02.1899; 09.06.1904; 16.03.1905; 19.09.1906; 29.11.1906; 19.03.1907; 02.04.1907; 17.04.1907; 01.10.1907; 20.10.1907; 26.06.1909; 25.06.1910; 27.06.1912

- Rhein- und Ruhrzeitung: 24.03.1904; 01.08.1904

- Aachener Allgemeine Zeitung: 14.05.1904

- Westfälische Zeitung: 14.05.1904;

- Emscher-Zeitung: 28.06.1904

- General-Anzeiger für Dortmund und die Provinz Westfalen: 17.04.1907

- Mittelbadischer Courier: 03.10.1907

- Walder Zeitung: 21.10.1907; 19.03.1908

- Aachener Anzeiger: 09.10.1922

- Hochheimer Anzeiger: 12.10.1922

- Westeutsche Landeszeitung: 21.10.1922

- Wuppertaler Rundschau: 22.01.2003; 21.06.2003

- Bielefeld, Jörg (Turm-Maße am 18.05.2011 + 01.08.2012), ohne Gewähr


Fotografen

- Lars Lenzner, Hückeswagen (Juni 2003, Juni 2005)
- Jörg Bielefeld, Leverkusen (April 2008, Mai 2011, August 2012)

- Ralph Männchen, Dresden (Juni 2017)

- Richy Oelke, Kelkheim (April 2018)

Übersichtskarte Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie Bismarckturm Wuppertal

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wuppertal undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wuppertal undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wuppertal 1910

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wuppertal 1912

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wuppertal 1927

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wuppertal 1908

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wuppertal 1912

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wuppertal 1942

Ansichtskartenmotiv Luftbild Bismarckturm Wuppertal 1936

Foto Damen am Bismarckturm Wuppertal um 1920

Foto Bismarckturm Wuppertal Juni 2005

Foto Bismarckturm Wuppertal Juni 2003

Foto Bismarckturm Wuppertal April 2008

Foto Treppenhaus Bismarckturm Wuppertal August 2012

Foto Eingangsbereich innen Bismarckturm Wuppertal August 2012

Foto Bismarck-Wappen am Bismarckturm Wuppertal April 2008

Foto Plattform Bismarckturm Wuppertal August 2012

Foto Bismarckturm Wuppertal April 2018

Foto Bismarckturm Wuppertal April 2018

Foto Bismarckturm Wuppertal April 2018

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)

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