Bonn (Gronau)

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Bonn-Gronau 1903

Standort

Gronau, Rheinauen




Datenblatt


Höhe: 13 m

Kosten: 20.300 Mark

Grundsteinlegung: 21.06.1900

Einweihung: 18.01.1901

Foto Bismarcksäule Bonn-Gronau Oktober 2011

Die erste "Götterdämmerung" im Rheinland
Die Bismarcksäule in Bonn-Gronau


Vorbemerkung

Die Bismarcksäule in der Rheinaue bei Bonn war die fünfte von insgesamt 47 Bismarcksäulen, die nach dem von der deutschen Studentenschaft mit dem 1. Preis ausgezeichneten Entwurf "Götterdämmerung" des Architekten Wilhelm Kreis gebaut wurde.

In Bonn wurden noch zwei weitere Bismarcktürme errichtet, auf dem Venusberg in Kessenich sowie in Bad Godesberg.


Bauplanung

1898

Angeregt wurde der Bau dieser Säule Ende 1898 durch die Bonner Studentenschaft (insbesondere die Burschenschaft Alemannia). Dieses Vorhaben wurde seit Dezember 1898 von liberalen Bürgerverein Bonn unterstützt.

Es wurde ein geschäftsführender Ausschuss der Bonner Studentenschaft unter Vorsitz von Prof. Litzmann gebildet, um das Turmbauprojekt zu realisieren.


1899

Am 27.01.1899 wurde vom geschäftsführenden Ausschuss in den Lokalzeitungen ein Aufruf zur "Herstellung einer Bismarcksäule in Bonn" veröffentlicht, in welchem um Spenden gebeten wurde.

Im Mai 1899 entschied sich der geschäftsführende Ausschuss in Bonn für den von der Studentenschaft mit dem 1. Preis ausgezeichneten Bismarcksäulen-Entwurf "Götterdämmerung" des Architekten Wilhelm Kreis.

Als Standort der Säule wählte man einen Platz am Ufer des Rheins in der "Gronau", einem städtischen Grundstück neben dem Stadtpark. Das Grundstück für den Turm wurde am 29.11.1899 von der Stadt Bonn kostenlos zur Verfügung gestellt.

Am 21.06.1899 wurde vom Ausschuss der Bonner Studentenschaft ein Fackelzug zur Gronauer Rheinwiese durchgeführt. Am künftigen Bauplatz der Säule wurde ein großer Holzstoß entzündet.

Am 13.12.1899 teilte der geschäftsführende Ausschuss in Bonn mit, dass der Architekten- und Ingenieur-Verein angeboten habe, den Bau zum "denkbar billigsten Preise" auszuführen. Für die Steinlieferung würden laut des Lieferanten, Herrn Bachem aus Königswinter, die Kosten 12.600 Mark betragen. Die geschätzte Bausumme von 20.000 Mark sei nun bis auf einen geringen Betrag vorhanden, der Bau sei als gesichert zu betrachten.


Die Gesamtkosten für den Turmbau betrugen 20.300 Mark, die durch freiwillige Sammlungen innerhalb der Studentenschaft und bei den Bonner Bürgern zusammengetragen wurden. Die Kosten für die fest eingemauerte Feuerschale betrugen 660 Mark.


Bauarbeiten

Am 16.06.1900 begannen die Bauarbeiten an der Bismarcksäule.

Am 21.06.1900, zogen die studentischen Korporationen um 15:30 Uhr in einem Festzug vom Hofgarten zum Bauplatz, um zusammen mit der Bürgerschaft den Grundstein für die Säule zu legen. Nach einer Festrede von Prof. Litzmann wurde der Grundstein gelegt.

Die Oberleitung der Baumaßnahmen hatte Stadtbaurat Rudolf Schultze, die Bauleitung übernahm unentgeltlich Architekt Hans Bloemers.
Die Arbeiten wurden von Baugeschäft J. Spettmann (6.500 Mark) und Baugeschäft J. Runge (Maurerarbeiten) durchgeführt. Als Baumaterial wurde Niedermendiger Basaltlava verwendet.

An der Rheinseite wurde ein Reichsadlerrelief mit Bismarck-Wappen (entworfen von Wilhelm Kreis) aus dem Baumaterial Trachyt (ausführende Firma Bachem & Co., Königswinter) angebracht.

Ende September 1900 wurden die Hausteine zur Baustelle geliefert.

In der Stadtverorndeten-Versammlung am 14.12.1900 wurde beschlossen, dass die Bismarcksäule nach der Einweihung in "Eigenthum und Obhut" der Stadt Bonn gehe. Die Studentenschaft und Vetreterversammlungen behalten dass Recht, sich an nationalen Feiertagen an der Säule zu versammeln und zur Sommersonnenwende Feuer abzubrennen.

Am 18.12.1900 konnten die Arbeiten abgeschlossen werden. Wenige Tage vor der Einweihung wurden im Januar 1901 die Zuwege zur Bismarcksäule instandgesetzt.


Turmbeschreibung (zur Zeit der Einweihung)

Als Basis dieser 12,85 m hohen Feuersäule ohne Aussichtsmöglichkeit dient ein zweistufiges quadratisches Podest. Das Fundament ist 0,15 m tief.

Die vier Kanten des Schaftes bestehen - wie bei dem Entwurf "Götterdämmerung" typisch - aus Dreiviertelsäulen, die von einem Architrav mit zweistufigem Oberbau zusammengehalten werden.

Die Säule wurde mit steinernen Pfosten umfriedet (13,18 m x 13,18 m), die mit metallenen Eichenstämmchen verbunden sind.


Podeststufen und Turmsockel

Die untere Podeststufe ist 8,00 m x 8,00 m und die zweite Stufe 6,20 m x 6,20 m breit. Die untere Podeststufe ist 0,49 m (+ 0,15 m nicht sichtbares Fundament), die obere Podeststufe 0,64 m hoch (Tiefe jeweils 0,90 m).

Oberhalb der Podeststufen erhebt sich mittig der quadratische Turmsockel mit einer Kantenlänge von 4,40 m x 4,40 m und einer Höhe von 1,74 m (inkl. 0,34 m Schrägabdeckung).

Auf der vom Rhein abgewandten Seite (Süden) sind beide Podeststufen mittig auf einer Breite von 1,00 m unterbrochen. Hier wurde mittig eine Tür von der Größe 1,75 m x 1,00 m eingelassen, die in den 1,92 m x 1,92 m großen Hohlraum im Innern der Säule führt.

Von hier aus führen Steigeisen bis zu einem schmalen Austritt oberhalb des Architravs. Über eine außen am Turmkopf befestigte Leiter mit 11 Sprossen ist die fest eingemauerte Feuerschale (schmiedeeiserne Pfanne) erreichbar.


Turmschaft

Der schmale Turmschaft mit den vier 3/4-Säulen hat eine Breite von 3,94 m x 3,94 m mit einer leichten Ausbuchtung im Bereich des 0,34 m breiten umlaufenden Ringes (Höhe: 7,82 m - 8,16 m).

Auf der Rheinseite (Norden) wurde am Turmschaft unterhalb des umlaufenden Rings als einziger Schmuck ein 1,05 m x 1,85 m breites Reichsadlerrelief mit Bismarckwappen als Herzschild in Trachyt angebracht.


Turmkopf

Oberhalb des Turmschaftes kragt der Architrav auf der Höhe von 10,44 m zu einer Breite von 4,72 m aus. Oberhalb des Architravs folgt der zweistufige Überbau mit abschließender Öffnung (2,40 m x 2,40 m) für die Feuerschale.


Turmgeschichte

1901

Die feierliche Einweihung der Bismarcksäule erfolgte am Nachmittag des 18.01.1901 unter großer Beteiligung von Studenten und der Bevölkerung. Um 16:30 Uhr traf der studentische Zug an der Säule ein, welche laut Lokalpresse "von einer undurchdringlichen Menge belagert" war. Beim letzten Wintersonnenlicht wurde die Feuerschale mit 15 Zentner Holz, Teer und Petroleum befeuert. Die Anprachen hielten Professor Litzmann als Vorsitzender des geschäftsführenden Ausschusses sowie Oberbürgermeister Spiritus, der das Bauwerk in Eigentum und Obhut der Stadt Bonn nahm. Anschließend wurde die Säule mit rotem Bengallicht beleuchtet und die Studenten zündeten die mitgebrachten Pechfackeln an. Der Einweihungstag endete mit einem Fackelzug und einem abendlichen Kommers in der Beethovenhalle.

Bei späteren Befeuerungen, die vor allem am 21.06. durchgeführt wurden, tränkte man das Holz mit Gasöl. Zudem wurden, weil bei der Einweihung ein brennender Holzscheit aus der Feuerschale gefallen war, maximal 14 Zentner Holz in die Feuerschale gelegt. Durch den Brennstoff Gasöl wurde eine helle leuchtende Flamme bei einer Brenndauer von 4-5 Stunden erreicht.

Bei der Tagung des geschäftsführenden Ausschusses am 21.02.1901 wurde festgestellt, dass eine Überschuss von 1.077,74 Mark vorhanden war. Dieser wurde in Absprache mit der Stadt Bonn für eine Einfriedung der Bismarcksäule ausgegeben.

Am 21.06.1901 fand in den Abendstunden seitens der Studentenschaft ein Fackelzug zur Bismarcksäule statt, an der auch Kronprinz Friedrich Wilhelm als Student teilnahm. Die Feuerschale wurde entzündet.


1902-1914

Am 21.06.1902 und 21.06.1903 war die Bismarcksäule Ziel von Fackelzügen der Studenten. An der Säule wurden Gedenkreden zum Andenken an den Altreichskanzler gehalten.

Im Jahr 1906 wurde auf Antrag des liberalen Bürgervereins von den Stadtverordneten beschlossen, dass die Stadt Bonn sich verpflichtet, die Befeuerungen der Säule am 01.04. und 21.06. zu übernehmen. Der liberale Bürgerverein überwies der Stadt Bonn zu diesem Zweck 1.500 Mark.


1915-1934

Der 100. Geburtstag von Bismarck am 01. April 1915 wurde von Bonner Studenten an der Bismarcksäule gefeiert. Zur Sommersonnenwende 1915 versammelten sich die Studenten bereits mittags (ohne Fackeln) zu einer Gedenkfeier in der Gronau. Abends wurde die Feuerschale auf der Säule entzündet.

In den Kriegsjahren von 1916-1918 sowie in den Folgejahren bis 1925 wurden die Sommersonnenwende an der Bismarcksäule von der Studentenschaft in kleineren Rahmen gefeiert. Fackelzüge und Befeuerungen fanden nicht statt.

Zur Sommersonnenwende 1926 fand erstmals wieder ein Fackelzug zur Säule statt. Auch in den Folgejahren wurden zum 21.06. Fackelzüge zur Bismarcksäule durchgeführt.
Gesicherte Befeuerungstermine des Turmes sind der 21.06.1927, 21.06.1928, 21.06.1929, 21.06.1930, 21.06.1931, 01.04.1932, 21.06.1933, 21.06.1934.


1945-heute

Im Jahr 1945, direkt nach dem Zweitem Weltkrieg, war die Umfriedung stark beschädigt und die Anlagen ungepflegt.

Der Zugang in die Feuersäule wurde im Jahr 1960 zugemauert, damit die Steigeisen im Innern der Säule nicht mehr benutzt werden konnten.

Zwischen 1965 und 1967 wurden Sanierungsarbeiten am Turm durchgeführt, hierbei wurde die Vermauerung des Zugangs wieder rückgängig gemacht.

Auf der Westseite wurde nachträglich eine 0,80 m x 0,65 m große Inschrifttafel mit der Inschrift


BISMARCKTURM
1900/01
zu Ehren des Reichskanzlers
Otto von Bismarck
(1815 – 1898)

aus Spenden der Bonner Bevölkerung errichtet

ENTWURF: Wilhelm Kreis Dresden


am Turmsockel angebracht (links neben der Inschrifttafel sind Abdrücke einer früheren, gleich großen Tafel zu erkennen).

Die Säule wurde im Jahr 1989 durch eine Spende der Deutschen Atochem-Werke saniert.

An der oberen Podeststufe der Westseite wurde um 1990 rechtsseitig eine kleinere Inschrifttafel (0,36 m x 0,20 m) mit der Inschrift


AUS ANLASS DER
2000 JAHR FEIER DER STADT BONN
1989
DURCH
DEUTSCHE ATOCHEM WERKE
RESTAURIERT


montiert.

Die Säule war im Juni 2018 in einem guten Zustand, im Bereich des Turmkopfes wuchsen Pflanzen.


Links

Google Maps

Koordinaten und Kartenmaterial


Quellen

- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 72
- Seele, Sieglinde: Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-SÄULE von BONN-GRONAU (Nordrhein-Westfalen)
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 34 "Bismarck-Feuersäule zu Bonn a. Rhein", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Zeitschrift des Bismarck-Bundes: 4. Jahrgang 1906 (Nr. 7/8, S. 114); 5. Jahrgang 1907 (Beilage: „Die Bismarck-Feuersäule“)
- Ehrhardt, Max: Bismarck im Denkmal des In- und Auslandes, Thüringische Verlags-Anstalt Eisenach-Leipzig, 1903, "Die Bismarck-Säule (Architekt Kreis) in Bonn"
- Ausschuss der Deutschen Studentenschaft, Tätigkeitsbericht April 1899
- Städtisches Gebäudemanagement Bonn (Skizzen, 12.10.2005)

- General-Anzeiger Bonn: 20.12.1898; 21.12.1898; 20.01.1899; 24.01.1899; 27.01.1899; 15.05.1899; 14.12.1899; 31.12.1899; 17.06.1900; 22.06.1900; 12.12.1900; 15.12.1900; 18.12.1900; 21.12.1900; 04.01.1901; 14.01.1901; 15.01.1901; 16.01.1901; 17.01.1901; 19.01.1901; 20.01.1901; 21.02.1901; 20.06.1901; 23.06.1902; 22.06.1903; 23.06.1905; 04.11.1905; 24.03.1906; 22.06.1912; 03.04.1915; 22.06.1915; 01.04.1916; 23.06.1916; 22.06.1917; 22.06.1918; 09.08.1924; 08.06.1926; 31.12.1926; 22.06.1929; 21.06.1930; 01.04.1932; 21.06.1932; 21.06.1933; 20.06.1934; 16.03.1960

- Rhein- und Ruhrzeitung: 24.01.1899; 26.02.1901; 13.06.1902

- Kölnische Zeitung: 30.11.1899; 31.12.1900; 22.06.1901; 23.06.1914; 10.07.1920; 23.06.1927; 22.06.1928; 21.06.1934

- Dortmunder Zeitung: 21.12.1899

- Echo der Gegenwart: 03.01.1901
- Westfälische Zeitung: 25.06.1903

- Godesberger Volkszeitung: 21.06.1931; 22.06.1931

- Bonner Rundschau: 25.06.1960

- Bonner Anzeigenblatt: 23.01.1991
- Sieglinde Seele, Mannheim (Turm-Maße Oktober 2005) und Jörg Bielefeld, Leverkusen (Turm-Maße September 2010 und Juni 2018)


Fotografen

- Jörg Bielefeld, Leverkusen (1999, Juni 2001, Oktober 2005, September 2010, Juni 2018)
- Christian Gerloff, Jena (Oktober 2011)

- Pascal Bellaire (November 2014)

- Ralph Männchen, Dresden (Juni 2017)

- Richy Schurwald, Kelkheim (Juli 2017)

Übersichtskarte Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie Bismarcksäule Bonn-Gronau

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Bonn-Gronau undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarcksäule Bonn-Gronau 1901

Foto Bismarcksäule Bonn-Gronau Juni 2018

Foto Bismarckturm Bonn-Gronau 1999

Foto Bismarckturm Bonn-Gronau Oktober 2005

Foto Bismarckturm Bonn-Gronau Juni 2001

Foto Bismarcksäule Bonn-Gronau Juli 2017

Foto Bismarcksäule Bonn-Gronau Juli 2017

Foto Reichsadlerrelief Bismarcksäule Bonn-Gronau November 2014

Foto Bismarcksäule Bonn-Gronau Oktober 2011

Foto Bismarcksäule Bonn-Gronau Oktober 2005

Foto Bismarcksäule Bonn-Gronau Juni 2017

Foto Bismarcksäule Bonn-Gronau September 2010

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)

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