Lichtenberg (Frankfurt an der Oder)

Foto Bismarckturm Frankfurt-Lichtenberg (Oder) undatiert

Standort

Neue Str. / Rosengartener Str.




Datenblatt


Höhe: 5,70 m

Kosten: 3.000 Mark

Einweihung: 01.04.1906

Foto Bismarckturm Frankfurt-Lichtenberg (Oder) Mai 2015

Bismarckturm auf Windmühlenruine
Der Bismarckturm in Frankfurt-Lichtenberg (Oder)


Vorbemerkung

Der Bismarckturm in Frankfurt-Lichtenberg (Oder) wurde wie der Bismarckturm in Tecklenburg/NRW auf der Ruine einer alten Windmühle errichtet. Nach der Errichtung der Mühle im Jahre 1694 brannte die Windmühle bis 1861 insgesamt vier Mal ab. Am 28.08.1861 wurde eine neue Windmühle auf dem Mühlenberg errichtet (diese wurde 1920 durch einen Sturm vernichtet).
 

Bauplanung

Initiiert wurde der Bau der Feuersäule vom 1895 gegründeten Kriegerverein Lichtenberg und Umgebung auf Vorschlag des Oberamtsmanns Koppe aus Wollup sowie des Rittmeisters Werner Schulz aus Lichtenberg-Rosengarten.

Die Kosten für den Turmbau betrugen 3.000 Mark.
Gestiftet wurde das Bauwerk vom Rittergutsbesitzer Schulz.


Bauarbeiten

Der Umbau der alten Windmühle wurde ab dem 01.10.1905 vorgenommen.

Den Entwurf lieferte Maurermeister Henkel aus Briesen i. Mark, der auch für die Ausführung der Bauarbeiten verantwortlich war.

Als Baumaterial wurden Granitsteine und Feldstein-Findlinge benutzt. Der obere Teil des Turmes wurde mit Ziegelsteinen doppelt abgesetzt.


Turmbeschreibung

Die 5,70 m hohe Feuersäule ohne Aussichtsfunktion hat einen runden Grundriss mit einem Durchmesser von 10,50 m.

Die Mauerbreite des Turmes beträgt auf der Eingangsseite 1,15 m und auf der Rückseite 0,70 m. Über eine einfache Stiege war die 1,15 m über dem Bodenniveau befindliche hölzerne Eingangstür (1,07 m x 2,23 m) erreichbar.

Oberhalb der Eingangstür wurde in einer 0,13 m tiefen Nische eine rechteckige Relieftafel (Reliefkopf Bismarcks aus Kupfer, Außenmaße 1,00 m x 0,75 m) mit der Inschrift


Ein treuer deutscher Diener Kaiser Wilhelm I.
Seinem Gedenken gewidmet, den 1. April 1906
Rittmeister Schulz-Rosengarten


angebracht. Die Relieftafel wurde in der Bronzegießerei Gladenbeck & Sohn in Berlin-Friedrichshagen hergestellt.

Der Innendurchmesser variiert durch die unterschiedlichen Mauerstärken leicht und beträgt bis zu 8,00 m. Die Innenhöhe des Turmraumes beträgt 4,85 m.

Auf das Flachdach wurde eine Eisenkonstruktion mit einer ca. 0,80 m x 0,80 m großen Feuerschale aufgesetzt. Die kupferne Feuerschale mit einem Durchmesser von 2,50 m wurde mit einer Mischung aus 5 kg Pech, 5 kg Schwefel, 2,5 kg Werg (Flachs- und Hanffasermaterial) und 10 Liter Petroleum befeuert. Die Brenndauer betrug 1 bis 1,5 Stunden.

Über eine rückseitig liegende Eisenleiter war das Flachdach besteigbar.


Turmgeschichte

1906-1945

Die Einweihung des Turmes wurde am 01.04.1906 im Rahmen einer Feier durchgeführt. Der "Weiheakt" wurde von Landrat Dr. Kleiner durchgeführt. In den Abendstunden des Einweihungstages wurde das erste Feuer auf der Säule entzündet.

Im Jahr 1911 und in Folgejahren wurden jährlich zum 01. April Bismarck-Feiern und andere patriotische Veranstaltungen abgehalten.

Im Jahr 1945 wurde der Turm durch Artilleriebeschuss beschädigt und diente zeitweise als Kadaverhaus.


1946-2005

Im August 2002 wurde der Turm in stark ruinösem Zustand vorgefunden. Nur der Unterbau mit rundem Grundriss war erhalten. Der von der Straße abgewandte Teil des Turmes und das Dach fehlen.

Durch eine Unterschriftenaktion in Lichtenberg, an der sich 98 % der im Dorf lebenden Personen (450 Einwohner) beteiligten, konnte der Bismarckturm vor dem geplanten endgültigen Abriss bewahrt werden.

Eine Spendensammlung zur Erhaltung des Bismarckturmes ergab einen Betrag von 7.000 €. Lichtenberger sammelten zudem Feldsteine, die verbaut werden sollen.


2006 bis heute

Im Oktober 2006 begannen die Sanierungsarbeiten am Turm. Aufgrund von Geldmangel (die Stadt bezuschusste die Baumaßnahme mit 3.000 EURO) mussten die Baumaßnahmen vor Abschluss der Sanierung Ende Oktober 2006 eingestellt werden.

Seit Oktober 2013 werden die Sanierungsarbeiten mit Spendenmitteln und einem finanziellen Zuschuss der Stadt Frankfurt (Oder) fortgesetzt. In insgesamt vier Bauabschnitten soll das Bauwerk komplett saniert werden.

Auf der Rückseite wurden eine neues Eingangsportal (1,15 m x 2,95 m) sowie mehrere Fenster (1,15 m x 2,57 m, mit Vergitterungen) eingelassen.

Nach 16 Jahren sukzessiver Sanierung konnten die Sanierungsarbeiten im Juni 2018 abgeschlossen werden. In die Mauern des Bauwerks wurden mehrere Fenster eingelassen. Auf ein Dach wurde verzichtet.


Links

Google Maps

Koordinaten und Kartendienste


Quellen

- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 150
- Seele, Sieglinde: Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von ROSENGARTEN b. Lichtenberg (Brandenburg)
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 123 "Bismarck-Feuersäule zu Lichtenberg-Rosengarten/nahe von Frankfurt/Oder", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Zeitschrift des Bismarck-Bundes; 4. Jahrgang 1906 (Nr. 7/8, S. 110), 5. Jahrgang 1907 (Beilage: „Die Bismarck-Feuersäule“)


Fotografen
- Jörg Bielefeld, Leverkusen (August 2002, Mai 2015)
- Raik Westphal, Frankfurt/Oder (2003, Mai 2006)
- Ralf Löhder, Eisenhüttenstadt (Oktober 2013)

- Marek Moson, Wroclaw (Mai 2015)

Übersichtskarte Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie Bismarckturm Frankfurt-Lichtenberg (Oder)

Foto Bismarckturm Frankfurt-Lichtenberg (Oder) August 2002

Foto Bismarckturm Frankfurt-Lichtenberg (Oder) August 2002

Foto Bismarckturm Frankfurt-Lichtenberg (Oder) Mai 2006

Foto Bismarckturm Frankfurt-Lichtenberg (Oder) Mai 2006

Foto Bismarckturm Frankfurt-Lichtenberg (Oder) April 2010

Foto Bismarckturm Frankfurt-Lichtenberg (Oder) Mai 2015

Foto Bismarckturm Frankfurt-Lichtenberg (Oder) Mai 2015

Foto Bismarckturm Frankfurt-Lichtenberg (Oder) Mai 2015

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)

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