Wurzen

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wurzen 1910

Standort

Wachtelberg




Datenblatt


Höhe: 18 m (bis 1979)

Höhe: 19,40 m (ab 1979)

Kosten: 21.000 Mark

Grundsteinlegung: 30.07.1908

Einweihung: 01.04.1909


Auch als "Wachtelbergturm" bekannt


Foto Bismarckturm Wurzen Oktober 2008

Aussichtsturm mit umgebauten Kopf
Der Bismarckturm in Wurzen


Bauplanung

1901-1903

Der Deutsche Patriotenbund (nach anderer Quelle der "Reichsverein für Wurzen und Umgebung" unter Vorsitz des Maschinenfabrikanten Richard Klinkhardt) regte im April 1901 den Bau dieses Bismarckturmes auf dem Wachtelberg an.

Bereits am 13.04.1901 wurde ein Grundstück auf dem Wachtelberg in Dehnitz bei Wurzen (148,50 m über NN) gekauft.

Wie in vielen anderen Städten wurde ein Komitee zur Errichtung eines Bismarckturmes gebildet (Vorsitz: Fabrikant Richard Klinkhardt, nach anderer Quelle: Kommerzienrat Baeseler).

Zwischen dem 23.10. und dem 29.10.1903 fanden drei Aufführungen zum Besten des Bismarckturmes statt. Im Dezember 1903 wurde dem Komitee die Erlaubnis geteilt, öffentliche Geldsammlungen in der Amtshauptmannschaft Grimma durchzuführen.


1904-1905

Die städtischen Kollegien überwiesen im Jahr 1904 insgesamt 1.100 Mark für den geplanten Turm.

Als Architekten beauftragte man nach einer durchgeführten Konkurrenzausschreibung Wilhelm Kreis, dessen von der deutschen Studentenschaft im Jahre 1899 preisgekrönter Entwurf "Götterdämmerung" bis zum Jahr 1911 insgesamt 47-mal gebaut wurde. Für Wurzen sollte Kreis einen architektonisch anderen Entwurf realisieren.

Im Frühjahr 1904 war der Turmbaufonds auf 7.000 Mark angewachsen. Die Baukosten waren auf 14.000 Mark veranschlagt worden.

Am 14.08.1904 fand zum Besten des Bismarckturms ein Volksfest statt, bei dem insgesamt 1.700 Mark Gewinn für den Turmbau gespendet werden konnten. Festaufführungen für das Bauwerk folgten am 03.04. und 05.04.1905, zudem wurde eine Bismarckturm-Lotterie durchgeführt.


1906-1908

Im Jahr 1906 überwies die Direktion der Wurzener Bank 300 Mark für den Turmbaufonds. Die Grundsteinlegung war für den 01.04.1906 geplant, doch kam es aus unbekannten Gründen zu zeitlichen Verzögerungen, sodass die Grundsteinlegung erst am 30.07.1908 durchgeführt werden konnte.

Die Gesamtkosten für den Turmbau betrugen ca. 21.000 Mark.


Bauarbeiten

Als Baumaterial wurden Lüptitzer Quarzporphyr und Bruchsandstein verwendet. Die Bauausführung übernahm Firma M. Viehweg (nach anderer Quelle: Baumeister Dietzel aus Wurzen).

Die Zimmererarbeiten wurden von H. Veit durchgeführt.

Der Turm ist 1,50 m tief in den Felsen gegründet und ruht auf einer dicken Zementbetonsohle. Es war vom Architekten beabsichtigt, dass der Turm aus den Felsen herauszuwachsen scheint.


Turmbeschreibung

Die Basis des ursprünglich 18 m (heute: 19,40 m) hohen Aussichtsturmes mit Befeuerungsmöglichkeit mit quadratischem Grundriss ist ein 1,93 m hoher pyramidenstumpfartiger Sockel. 

Der 4 m x 3 m große, rechteckige, leicht auskragende Eingangsbereich auf der Nordwestseite ist mit einem Pultdach versehen. Die mittig eingefasste Metalltür (0,66 m innenliegend, Größe 2,00 m x 1,20 m) ist über eine mit auf jeder Seite 0,70 m starken Mauern eingefasste, 2,31 m breite Treppe mit ursprünglich acht Stufen [heute: neun Stufen] erreichbar.

Der 12 m hohe wuchtige Mittelschaft des Turmes ist mit Rundsäulen an alle vier Seiten versehen.

Auffällig sind bei diesem ausgeführten Entwurf der aufgesetzte Rundbau und der wuchtige Mittelschaft mit den kleinen Rundsäulen an den Ecken. Der Mittelschaft ist mit einem Gurtgesims abgeschlossen, auf welchem sich die Aussichtsplattform mit Geländer befindet.

Mittig der Aussichtsplattform wurde ein dreifach zurückgesetzter Rundbau mit Zinnenkranz aufgesetzt. Auf etwa 15 m Höhe befindet sich die zweite (runde) Aussichtsplattform, darüber der abschließende runde Feuerschalenaufbau.

Über eine Holztreppe [seit 1978 Stahltreppe] erreicht man die Aussichtsgalerie in 12 m Höhe. Der obere, runde Teil des Turmes schließt mit einem Kuppelgewölbe ab, auf dem die aus Eisenblech geschmiedete Feuerschale mit einem Durchmesser von 2,00 m ruht. Die 11 Zentner schwere Feuerschale sowie das äußere Umfriedungsgeländer wurden vom Schlosser A. Dämmich gefertigt [Turmkopf wurde 1978 geändert und Feuerschale entfernt].


Turmgeschichte

1909-1946

Am 01.04.1909, dem Tage der Einweihung, wurde der Bismarckturm erstmals befeuert. Die Befeuerung erfolgte durch Öl. Mehrere Tausend Besucher nahmen an der Einweihungsfeier mit Fackelzug zum Turm teil. In den Nachmittagsstunden wurde das Bauwerk erstmals für Besucher geöffnet. Ein öffentlicher Kommers beschloss die Feier.

Im Jahr 1911 ging der Bismarckturm in das Eigentum und die Verwaltung der Stadtgemeinde Wurzen über.

Am 16.04.1945 wurde der Turm beim Gefecht zwischen Amerikanern und dem Volkssturm durch mehrere Treffer beschädigt, zwei Granaten durchschlugen die Wand des Turmes, eine Granate traf den Turmkopf, dabei wurde ein Soldat getötet. Durch die Treffer wurde auch die Holztreppe zerstört.


1947-1974

1947 war eine Sprengung des beschädigten Turmes geplant. Die Sprengung konnte verhindert werden, das Bauwerk wurde nun aus ideologischen Gründen in "Wachtelbergturm" umbenannt.

In den Jahren 1950/51 wurde eine Sanierung des Turmes beschlossen; dieser Beschluss wurde 1953 widerrufen. Trotzdem erfolgte bereits im Jahr 1954 eine erste Sanierungsmaßnahme, bei der die Kriegsschäden beseitigt wurden. Das Bauwerk blieb für Besucher aber weiterhin verschlossen.

Im April 1974 sollte auf Vorschlag des Rates des Kreises der Turm gesprengt und der ehemalige Steinbruch zu einer Müllkippe für den Produktionsmüll einer Wasserglasfabrik verwendet werden. Der Naturschützer Klaus Zeibig aus Wurzen setzte sich für den Turm und Umgebung ein und konnte die Pläne verhindern.


1975-1991
Von 1975 bis 1984 baute Klaus Zeibig in seiner Freizeit am Turm, reparierte u.a. die Fenster.

Im Jahr 1978 wurde die Feuerschale bei umfassenden Sanierungsarbeiten komplett entfernt. Verschiedene Wurzener Industrie- und Handwerksbetriebe beteiligten sich an den Sanierungsmaßnahmen. Der Turmkopf wurde umgebaut und erhielt eine neue Überdachung. Dadurch wurde das Bauwerk auf insgesamt 19,40 m aufgestockt. Bei diesen Maßnahmen wurde die zerstörte Holztreppe durch eine Stahltreppe mit 60 Stufen ersetzt, die seitdem zur Aussichtsgalerie führt. Über eine weitere Treppe gelangt man zur nun überdachten Aussichtsplattform.

1979 wurde die von einem Wurzener Kunstschmied gefertigte Wetterfahne (mit Jahreszahl 1908, Eule, Insekt und Pflanze) auf das Turmdach gesetzt.

Am 06. Oktober 1984 konnte der Wachtelbergturm für Besucher geöffnet werden. Die regelmäßige Turmöffnung übernahm Klaus Zeibig aus Wurzen.


1992 bis heute

In den Jahren 1992/93 erfolgte eine weitere Sanierung des Turmes durch ehrenamtliche Helfer (u.a. Neuverfugung des Mauerwerks).

Von 1984 bis 2004 wurde der Turm, auf dem man an klaren Tagen eine Aussicht von bis zu 40 km hat, von über 50.000 Besuchern bestiegen.

Im Frühjahr 2008 wurde das Bauwerk außen saniert.

Der Bismarckturm war im August 2017 in einem äußerlich guten Zustand.

Der Bismarckturm liegt heute im Kernbereich des Naturschutzgebietes Wachtelberg Mühlbachtal, dem ältesten Schutzgebiet für Pflanzen in Deutschland.


Öffnungszeiten
jeweils an Sonntagen von April bis September geöffnet
April / Mai (13:30 - 16:00 Uhr)
Juni - August (15:30 - 18:00 Uhr)
September / Oktober (13:30 - 16:00 Uhr)


Eintritt
1,00 €, für Kinder von 6 bis 14 Jahren 0,50 €, spezielle Gruppenpreise auf Anfrage (Tel.: 03425/810706)


Links

Google Maps

Koordinaten und Kartenmaterial


Quellen

- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 416/417
- Seele, Sieglinde: Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von WURZEN (Sachsen)
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 156 "Bismarck-Feuersäule bei Wurzen-Dehnitz", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Zeitschrift des Bismarck-Bundes: 1. Jahrgang 1903 (Nr. 3, S. 5; Nr. 4, S. 4), 2. Jahrgang 1904 (Nr. 2, S. 3-4; Nr. 6, S. 3; Nr. 9, S. 2; Nr. 11/12, S. 10), 3. Jahrgang 1905 (Nr. 8, S. 9), 4. Jahrgang 1906 (Nr. 1, S. 13; Nr. 7/8, S. 113), 6. Jahrgang 1908 (Nr. 9, S. 149), 7. Jahrgang 1909 (Nr. 5, S. 84), 9. Jahrgang 1911 (Nr. 5, S. 95), 11. Jahrgang 1913 (Nr. 2, S. 27)
- Franken, Friedrich K.H.M.: "Kontinuität und Wandel in Leben und Werk des Architekten Wilhelm H. Kreis“, Dissertation Technische Hochschule Aachen, 1996, S. 87-89
 

Fotografen

- Ralph Männchen, Dresden (Dezember 2004)
- Hans-Dieter Hirschmann, Haßloch (Juli 2008, Mai 2015)

- Sven May, Gerichshain (Mai 2012)
- Jörg Bielefeld, Leverkusen (August 2017)

Übersichtskarte Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie Bismarckturm / Wachtelbergturm Wurzen

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wurzen 1916

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wurzen 1910

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wurzen undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wurzen undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wurzen 1915

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wurzen 1913

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wurzen 1909

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Wurzen 1905

Foto Bismarckturm Wurzen Dezember 2004

Foto Bismarckturm Wurzen August 2017

Foto Bismarckturm Wurzen Mai 2015

Foto Bismarckturm Wurzen August 2017

Foto Bismarckturm Wurzen April 2012

Foto Bismarckturm Wurzen Mai 2015

Foto Bismarckturm Wurzen August 2017

Foto Bismarckturm Wurzen August 2017

Foto Bismarckturm Wurzen Mai 2015

Foto Bismarckturm Wurzen Mai 2015

Foto Bismarckturm Wurzen Mai 2015

Foto Bismarckturm Wurzen August 2017

Foto Bismarckturm Wurzen August 2017

Foto Bismarckturm Wurzen Mai 2015

Foto Bismarckturm Wurzen August 2017

Foto Bismarckturm Wurzen August 2017

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)

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