Schotten

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Schotten undatiert

Standort

Taufstein




Datenblatt


Höhe:  28 m (bis ca. 1950)

Höhe: 25 m (nach 1950)

Kosten: 21.000 Mark

Grundsteinlegung: 13.07.1907

Einweihung: 04.07.1910

Foto Bismarckturm Schotten Mai 2010

Der Turm auf dem Taufstein
Der Bismarckturm in Schotten


Bauplanung

Der im Jahre 1881 gegründete "Vogelsberger Höhen-Club" (VHC) plante bereits im Gründungsjahr die Errichtung eines Aussichtsturmes auf dem Vogelsberg, um u.a. den Tourismus zu fördern. Kurz darauf wurden in Schotten und Ulrichstein von VHC-Mitgliedern Spenden gesammelt, um den Plan verwirklichen zu können.

Im Jahr 1883 wurde ein hölzernes Vermessungsgerüst der Europäischen Gradvermessungskommission aufgekauft und mit einem Kostenaufwand von 300 Mark zu einem Aussichtsturm umgebaut. Bereits im Jahr 1898 wurde dieser Aussichtsturm baufällig und musste abgerissen werden.

Der VHC plante zudem, das hölzerne Vermessungsgerüst der trigonometrischen Abteilung des „Großherzoglichen Generalstabs“ auf dem Taufstein (774 m ü. NN) aufzukaufen und als Aussichtsturm umzubauen. Der Ankauf scheiterte im Jahr 1890 am zu hohen Preis. Der Großherzogliche Generalstab erlaubte trotzdem den Einbau von Treppen und einer Plattform. Auch dieser hölzerne Turm musste 1898 wegen Baufälligkeit abgerissen werden.

Daraufhin stiftete der VHC-Zweigverein Lauterbach 3.000 Mark für die Errichtung eines neuen massiven Aussichtsturmes. Im Jahr 1900 schlug der VHC-Zweigverein Hirzenhain vor, diesen geplanten Aussichtsturm als Bismarckturm zu errichten. Dieser Vorschlag wurde angenommen und ein Bauausschuss unter Vorsitz von Hugo Buderus gebildet. Ab 1902 wurden Spendengelder gesammelt.

Da die gesammelten Gelder für den auf 21.000 Mark veranschlagten Turm nicht ausreichten, wurde ein Bauausschuss unter Vorsitz des Kommerzienrates H. Buderus aus Hirzenhain (später Oberforstrat Dietenbach aus Schotten) gegründet, der die Finanzierung, Planung und den Bau vorantrieb. Innerhalb des Vereins konnten bis zur Grundsteinlegung am 13.07.1907 insgesamt 15.000 Mark Spenden gesammelt werden.

Den Entwurf des Turmes mit quadratischem Grundriss fertigte Architekt Ludwig Hofmann aus Herborn im Jahre 1906.

Die Gesamtkosten für den Turmbau betrugen 21.000 Mark.


Bauarbeiten

Die Bauausführung erfolgte durch die Firma H. Winn u. Co. aus Gießen. Als Baumaterial wurde Basaltstein verwendet.

Die Grundsteinlegung am 13.07.1907 wurde feierlich begangen.

Nur knapp zwei Monate nach der Grundsteinlegung (06.09.1907) stürzte der bereits bis zum 1. Stock fertig gestellte Turm zusammen. Daraufhin erfolgte eine zweite Grundsteinlegung.

Erst drei Jahre später (04.07.1910) konnte der Turm feierlich eingeweiht werden.


Turmbeschreibung (zur Zeit der Einweihung)

Der 28 m hohe Aussichtsturm mit Feuerschale hat einen viereckigen Grundriss. Das Bauwerk ist im Sockelbereich stark ausladend.

Der Turmschaft erhebt sich oberhalb des Sockels und verjüngt sich zunächst leicht nach oben hin, um im Bereich der viereckigen Plattform leicht auszukragen. Die Plattform wurde durch eine einfache Metallbrüstung abgegrenzt.

Mittig des Turmkopfes wurde auf einer steinernden Rotunde ein Feuerbecken auf einem runden Aufsatz angebracht. Die Feuerschale, welche runde Belüftungslöcher auf der Unterseite aufwies, wurde ursprünglich mit Holz mit Teerzusatz befeuert.

Der Eingang auf der Südwestseite ist als Rundbogen ausgebildet und über drei Steinstufen zu erreichen. Durch eine Holztür betritt man eine Halle, von der linksseitig eine linksdrehende Steintreppe abgeht. Über 23 Steinstufen erreicht man die 1. Etage. Von dort aus führt linksseitig eine rechtsdrehende Steintreppe 57 Stufen über mehrere Absätze zur 2. Etage. Eine linksdrehende Metallwendeltreppe mit 21 Stufen (ehemals Holzwendeltreppe mit 20 Stufen) führt von der rechten Seite bis zur metallenen Ausgangstür der viereckigen Plattform.


Turmgeschichte

Am 04.07.1910 fand die Turm-Einweihung im feierlichen Rahmen statt. Die Festrede hielt Prof. Bender aus Frankfurt/Main, die Weiherede wurde von Lehrer Link aus Rudingshain gehalten.

Der etwa 3 m hohe Feuerschalenaufsatz mit Feuerschale wurde zwischen 1938 und 1950 entfernt. Die Gesamthöhe des Turmes beträgt seitdem noch 25 m.

Im Jahr 1952 entwarf Pfarrer Herman Knodt aus Bad Nauheim das Wappen für den Landkreis Büdingen. Dieses Wappen, welches am 16.06.1952 vom hessischen Innenminister genehmigt wurde, zeigt den Bismarckturm auf dem Taufstein (Gültigkeit des Wappens bis zur Zusammenlegung der Landkreise Friedberg und Büdingen am 01.08.1972).

Am 16.07.1990 wurde der Turm nach dem hessischen Denkmalschutzgesetz zum "Kulturdenkmal" erklärt.

Nach mehreren kleineren Sanierungen nach 1945 musste das Bauwerk 1992 nach einem Orkan wegen Baufälligkeit gesperrt werden. Der Vogelsberger Höhen-Club (VHC) startete im Dezember 1994 die Aktion "Rettet den Bismarckturm", um Spenden für den Erhalt des "markantesten Baudenkmals im Naturschutzgebiet auf dem Taufstein im Naturpark Hoher Vogelsberg" zu sammeln.

1996/1997 wurde der Bismarckturm für 750.000 DM (nach anderer Quelle 610.000 DM) grundlegend saniert. Die Arbeiten am Bismarckturm, die von der Fa. Konrad Ahrens aus Bad Vilbel unter Leitung des Architekten Bechthold aus Lich durchgeführt wurden, waren am 01.08.1997 beendet, so dass das Bauwerk am 14.09.1997 feierlich wiedereröffnet werden konnte. Das Bauwerk erhielt u.a. eine Eingangstür aus Metall, eine neue Brüstung auf der Plattform und am Turm wurde außen ein Relief mit der Inschrift


BISMARCK-
TURM
ERBAUT VON
1906 BIS 1910

angebracht.

Bis 1996 hatte der VHC den Bismarckturm vom Land Hessen gepachtet. Nach Abschluss der Sanierung und Ablauf des Pachtvertrages wurde ein neuer Vertrag zwischen dem VHC, der Stadt Schotten, dem Vogelsbergkreis und dem Zweckverband "Naturpark Hoher Vogelsberg" geschlossen, um eine dauerhafte Betreuung des Bismarckturmes durch den Naturpark bei finanzieller Beteiligung (Sonderumlage) der anderen Vertragspartner zu sichern. Seitdem kümmert sich das Forstamt Schotten um das Bauwerk. Eigentümer des Bismarckturmes ist das Land Hessen.

Im Februar 2002 wurde der zuvor zugängliche Turm wegen herabfallender Teile des Innenputzes gesperrt. Ab Juli 2003 war der Turm wieder zugänglich.

Am 30.05.2010 wurde das 100-jährige Jubiläum des Bismarckturmes gefeiert. Zu diesem Zweck wurde der Aussichtsturm Ende April 2010 wegen "freiliegender Metallteile" und dadurch bedingter Ausbesserungsarbeiten gesperrt. Die Außenfassade wurde gesäubert und einige Fensterteile wurden ausgewechselt.

An der Feier nahmen - trotz schlechten Wetters - 120 Besucher teil.

Im Herbst 2016 wurde der Turm für Besucher gesperrt, da sich der Mörtel an der Rotunde der Aussichtsplattform durch Witterungseinflüsse gelöst hatte.

Im November 2016 wurden für 6.500 € Hinweistafeln (verzinkte Stahltafeln mit Reliefform der Umgebung des Turmes) zur Orientierung der Besucher auf der Plattform angebracht.

Nach Sanierungsarbeiten an der Rotunde mit einem Gesamtvolumen von 5.000 EUR wurde das Bauwerk im Juli 2017 wieder öffentlich zugänglich gemacht.

Im Frühjahr 2020 wurde das Bauwerk wegen herabfallendem Mörtel bis auf weiteres geschlossen. Der Turmbereich wurde mit einem Zaun gesichert. Nach einem neuen Gutachten (2020) muss der Bismarckturm wegen zahlreicher Schäden (lockere Steine, Risse im Boden des Rundgangs u.a.) grundsaniert werden. Die Kosten dafür wurden auf über 200.000 € geschätzt. Einen Spendenaktion für den Bismarckturm wurde im Juli 2021 geplant. Im Februar 2022 wurden die Gesamtsanierungskosten auf mindestens 500.000 € geschätzt.


Der Bismarckturm liegt im Naturschutzgebiet "Blockfelder am Taunusstein".


Ansprechpartner

Vogelsberger Höhenclub
Beundestr. 26

63667 Nidda


Öffnungszeiten (Stand: 2023)

Der Bismarckturm ist wegen Bauschäden weiterhin gesperrt.


Links

Google Maps

Koordinaten und Kartenmaterial

Vogelsberger Höhen-Club e.V.

Vogelsberg-Touristik

360° Fotos (Bild 1 / Bild 2 / Bild 3)


Quellen

- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 356
- Seele, Sieglinde: Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM auf dem TAUFSTEIN b. Schotten (Hessen)
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 167 "Bismarck-Feuersäule auf dem Taufstein im Vogelsgebirge", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Zeitschrift des Bismarck-Bundes: 2. Jahrgang 1904 (Nr. 2, S. 3: Nr. 11/12, S. 10), 3. Jahrgang 1905 (Nr. 11, S. 11), 4. Jahrgang 1906 (Nr. 7/8, S. 113), 5. Jahrgang 1907 (Nr. 3, S. 43; Nr. 5, S. 71; Nr. 12, S. 217), 6. Jahrgang 1908 (Nr. 5, S. 81), 8. Jahrgang 1910 (Nr. 4, S. 63; Nr. 7/8, S. 119)
- Raven, Peter: Broschüre „Rettet den Bismarckturm“, hrsg. vom Hauptvorstand des Vogelsberger Höhen-Clubs 1994
 

Fotografen
- Vogelsberger Höhen-Club e.V. (Mai 2010)
- Hans-Dieter Hirschmann, Haßloch (Januar 2016)

- Ralph Männchen, Dresden (Oktober 2018)

- Richy Oelke, Kelkheim (Dezember 2018)

Übersichtskarte Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie Bismarckturm Schotten

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Schotten 1911

Ansichtskartenmotiv Entwurf Bismarckturm Schotten 1909

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Schotten 1918

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Schotten 1911

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Schotten undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Schotten um 1950

Foto Bismarckturm Schotten Januar 2016

Foto Bismarckturm Schotten Oktober 2018

Foto Innentreppe Bismarckturm Schotten Januar 2016

Foto Eingangsbereich Bismarckturm Schotten Januar 2016

Foto Tafel im Bismarckturm Schotten Januar 2016

Foto Bismarckturm Schotten Dezember 2018

Foto Bismarckturm Schotten (Spindeltreppe) Dezember 2018

Foto Bismarckturm Schotten (Eingang) Dezember 2018

Foto Bismarckturm Schotten (Aussicht) Dezember 2018

Foto Bismarckturm Schotten (Treppenhaus) Dezember 2018

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)

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