Unna in Fröndenberg

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Unna in Fröndenberg 1900

Standort

Wilhelmshöhe, Fröndenberg
Hubert-Biernat-Straße 3


Datenblatt


Höhe: 19,40 m

Kosten: 33.000 Mark

Grundsteinlegung: Juni 1900

Einweihung: 18.10.1900

Foto Bismarckturm Unna in Fröndenberg September 2011

Die "Bismarck-Flammensäule" von Bruno Schmitz
Der Bismarckturm Unna in Fröndenberg


Vorbemerkung

In Unna wurde der Bismarckturm-Entwurf des zu dieser Zeit populären, aus Düsseldorf stammenden Architekten Bruno Schmitz ausgewählt, der u.a. das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica entworfen hatte.

Bruno Schmitz hatte sich 1898/1899 am Bismarcksäulen-Wettbewerb der deutschen Studentenschaft beteiligt. Sein Säulen-Entwurf war unter die besten Dreißig gewählt und zusammen mit den anderen Entwürfen in dem vom Ausschuss der deutschen Studentenschaft herausgegebenen Band „Bismarcksäulen – die besten dreißig Entwürfe“ (Verlag Emil Strauß, Bonn) publiziert.

Im Gegensatz zu einigen anderen Städten wie z.B. Bochum fand in Unna kein eigener Entwurf-Wettbewerb statt. Die Flammensäule in Unna blieb der einzig direkt realisierte Bismarckturm-Entwurf von Bruno Schmitz. Allerdings wurde ein anderer Entwurf von ihm (Nr. 17 „Ewig auf den Lippen schweben / Wird er, wird im Volke leben, / Besser als in Stein und Erz“) aus den „besten Dreißig“ in abgeänderter Form (durch Architekt Otto Bubenzer aus Rebbelroth) in Wiehl (Bismarckturm Wiehl) realisiert.


Bauplanung

Anlässlich eines Rundschreibens des Unnaer Gerichtsreferendars Dr. jur. Nuss trafen sich am 21.02.1899 interessierte Unnaer Bürger im Hotel Niemeyer. Dr. Nuss stellte den Aufruf der deutschen Studentenschaft, Bismarcksäulen zu errichten, vor und regte an, auch in Unna eine "Bismarck-Flammensäule" errichten zu lassen.

Diese Idee wurde sofort einstimmig angenommen und man beschloss, auf einem der höchsten Punkte des Kreises Unna, der im Jahr 1831 nach dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. benannten Friedrich-Wilhelms-Höhe (214 m über NN), eine Bismarcksäule zu errichten. Ein sofort gegründetes „provisorisches Komitee“ unter Vorsitz von Amtsgerichtsrat Seidenstücker übernahm ab sofort die Leitung, um mit den notwendigen Vorarbeiten beginnen zu können.


Komitee-Bildung

Bereits am 19.03.1899 wurde das „provisorische Komitee“ durch ein definitives Komitee mit überwiegend demselben Personal ersetzt. Dieses gliederte sich in das Zentralkomitee in Unna sowie zahlreichen Zweig- bzw. Agitationskomitees der Umgebung (u.a. Langschede, Stockum, Lünern, Dellwig, Menden, Kamen, Aplerbeck, Fröndenberg).

Dem Zentralkomitee standen folgende Personen vor:
 
1. Vorsitzender: Amtsgerichtsrat Seidenstücker
2. Vorsitzender: Oberlehrer Wilshaus
Kassierer: Jacob Steinweg
Stellvertretender Kassierer: Kaufmann F. Altfeld
Schriftführer: Rechtsanwalt Eylardi
Stellvertretender Schriftführer: Referendar Dr. Nuss


Aufgabe dieser Komitees war es hauptsächlich, in den extra eingerichteten 44 Sammelbezirken in Unna und Umgebung Geldsammlungen für die geplante Flammensäule durchzuführen. Zudem sollten Spendenlisten erstellt, Aufforderungsschreiben (auch an Vereine) in Umlauf gebracht und Sammelbüchsen in Wirtschaften aufgestellt werden. Insbesondere sollten an heimische Unternehmer und örtliche Behörden Bittgesuche gerichtet werden.

Weiterhin wurde eine Sachverständigenkommission für die Vorarbeiten gebildet, welches aus Stadtbaumeister Modersohn, Ingenieur Mattheus, Generaldirektor Effertz, Bürgermeister Koch (Unna), Bürgermeister von Basse (Kamen), Amtmann Beeremann (Fröndenberg), Amtmann Wolff, Rentmeister Bering (Strickherdicke), Pastor Herdieckerhoff und Fabrikbesitzer Lohrmann bestand.


Standortwahl

Bereits bei der ersten Besprechung vom 21.02.1899 hatte sich das neu gebildete „provisorische Komitee“ auf die Friedrich-Wilhelmshöhe in Strickherdicke als Turmstandort verständigt. Nach Eingang der ersten Spenden suchte die Sachverständigenkommission nach einem geeigneten Baugrund auf dieser Anhöhe. Nach Inspektion der in Frage kommenden Grundstücke schlug die Kommission das Grundstück von Heinrich Dellwig in Strickherdicke „als höchsten, am weitesten sichtbaren Grund“ vor.

Zunächst wurde auf dieser Anhöhe mit einer 10 m hohen Stange die Aussicht aller beteiligten Gemeinden der Umgebung auf die künftige Bismarcksäule getestet und für gut befunden.

Das Zentralkomitee stimmte nun der Grundstücks-Auswahl der Sachverständigenkommission zu und verhandelte anschließend mit dem Eigentümer. Am 19. Juli 1899 wurde der Beschluss gefasst, das 2.544 m² große Gelände für 1.650 Mark zu erwerben.


Entwurf der Bismarck-Flammensäule

Nachdem das Komitee zwei der dreißig publizierten besten Entwürfe (s.o.) von Baumeister F. Möller aus Berlin (Nr. 6 „Säulenstamm“ und Nr. 21 „Deutsche Säule“) favorisierte, entdeckte man in der für die nähere Auswahl bestellten Publikation der dreißig besten Entwürfe des Wettbewerbs den Entwurf Nr. 12 („Keiner war wohl treuer, reiner, / Näher stand dem König keiner, / Doch dem Volke schlug sein Herz“) von Architekt Prof. Bruno Schmitz aus (Berlin)-Charlottenburg und einigte sich auf diesen Entwurf für die Bismarcksäule Unna. Der Architekt verzichtete auf ein Honorar.


Finanzierung

Neben den durchgeführten Geldsammlungen mit Spendenlisten und Bittschreiben wurden Spendenaufrufe in den Lokalzeitungen veröffentlicht. Zudem wurden in Unna und Umgebung Veranstaltungen „zum Besten des Baufonds“ durchgeführt, z.B. Konzerte heimischer Gesangsvereine am 11.06.1899 und 10.09.1899 in der Gaststätte Dröge.

Bereits Anfang Mai 1899 war der Turmbaufonds auf 5.500 Mark angewachsen, bis Ende November 1899 waren insgesamt 13.000 Mark gesammelt worden.

Durch einen dreitägigen Basar im Februar 1900 konnte weitere 4.400 Mark eingenommen werden. Industrielle, Firmen und Magistrate, aber auch heimische Vereine wie der Kriegerverein spendeten für den Bau der Säule.

Die Gesamtkosten wurden im Mai 1900 auf 26.000 Mark geschätzt, zu dieser Zeit war der Baufonds inkl. Zeichnungen auf 22.000 Mark angewachsen. Ende Mai 1900 leistete die Stadt Unna einen Beitrag von 1.000 Mark zu den Restbaukosten des Turmes. Gleichzeitig wurde die Übernahme der Bismarcksäule in das Eigentum der Stadt Unna und die Unterhaltungspflicht der Säule durch die Stadt beschlossen.

Obwohl mehrere Beteiligte kostenlos arbeiteten (u.a. der Architekt) oder preiswert ihre Dienste anboten (Feuerkorb, Steinbearbeitung), waren die Gesamtbaukosten mit insgesamt 33.000 Mark vergleichsweise hoch (der 3,80 m kleinere Bismarckturm Wiehl kostete 6.000 Mark).


Die größten Einzel-Spender der Bismarcksäule Unna waren:

1. Aktiengesellschaft Königsborn und Direktor Effertz (2.100 Mark)
2. Stadtkasse Unna (1.000 Mark)
3. Brauereibesitzer August Klönne; E.F. Winter jun.; Aktiengesellschaft Massen; Kamener Stadtverordnetenversammlung; Gewerkschaft Monopol; ein Großindustrieller aus Kamen und Stadtkasse Kamen (je 500 Mark)


Bauarbeiten

1899

Bereits im November 1899 trafen die von Prof. Bruno Schmitz bestellten Entwürfe für die Säule ein, sodass noch im gleichen Monat mit den Fundamentarbeiten begonnen werden konnte.

Als Baumaterial wählte man Sandstein aus dem Steinbruch in Fröndenberg-Frömern für die Hintermauerung und die Werksteine für die Außenflächen und Turmkopf (Ruhrsandstein) aus den Steinbrüchen von G. Heufer aus Westhofen und Herdecke. Belege für die Verwendung von Steinen der mittelalterlichen Stadtmauer vom Hertinger Tor in Unna für das Fundament [laut der Quelle W. Timm, s.u.] liegen nicht vor.


1900

Am 15.05.1900 wurde der Grundstein im engen Kreis (Komitee) gelegt. Pfarrer Herdieckerhoff hielt vor den Komiteemitgliedern eine kurze Ansprache. 
Im Juli 1900 war der Bau schon auf 16 m Höhe gewachsen.

Die Bauarbeiten führte die Firma Thomas aus Hörde durch. Durch einen Konkurs der Baufirma verzögerten sich die Bauarbeiten. Die zunächst für den 02.09.1900 (Sedantag) geplante Einweihung musste auf den 18.10.1900 verschoben werden.

Am 13.09.1900 wurde beschlossen, den Vorplatz der Säule umzugestalten. Der Vorplatz sollte einerseits mehr Besucher fassen können, andererseits sollte es so aussehen, dass „Säule und Felsen, mit teilweisem Grün bedeckt, hervor wachse“.

Am 20.09.1900 beschloss das Komitee das Programm der Einweihungsfeier, welche am 18.10.1900 um 16:00 Uhr starten sollte. Nach dem ersten Abbrennen des Feuers in den Abendstunden sollte für die Unnaer Vereine ein Pfeffer-Potthast-Essen (westfälisches Gericht) im Bürger-Schützenhof stattfinden.

Am 10.10.1900 waren die Bauarbeiten abgeschlossen und der Schlussstein konnte um 16:00 Uhr im Kreis von zwanzig Mitgliedern des Errichtungskomitees, die mit ihren Frauen erschienen waren, gelegt werden.
 

Turmbeschreibung

Der 19,40 m hohe Aussichtsturm mit Befeuerungseinrichtung hat einen quadratischen Grundriss mit einer Seitenlänge von 9,60 m.

Der Turmschaft ist ein sich nach oben verjüngendes Polygon, welches oberhalb der Auskragung (Aussichtsplattform) in einen kreisrunden Turmkopf übergeht.

Den Eingang erreicht man über eine Trittstufe. Über dem 2,10 m hohen Eingang wurde ein Bismarck-Wappen, gespendet von G. Heufer aus Westhofen, angebracht.

Eine ein Meter breite Wendeltreppe mit sechzig Steinstufen führt zur Aussichtsplattform in ca. 16 m Höhe. Von dort aus konnte man über eine eiserne Leiter den achteckigen Feuerkorb, gefertigt aus Schmiedeeisen von der Firma Reinecken & Lohrmann aus Königsborn, erreichen. Der Feuerkorb hatte einen Durchmesser von 5 m und ein Fassungsvermögen von ca. 10 m³ Holz.


Bismarckstein am Turm

Vor dem Bauwerk wurde ein Bismarck-Gedenkstein (in halbrunder Aufstellung mit anderen Steinen), versehen mit einem bronzenen Bismarck-Medaillon, aufgestellt. Das Bismarck-Medaillon wurde Anfang der 1920er Jahre entwendet. Am 01.04.1925, dem 110. Geburtstag Bismarcks, versammelten sich mehrere national gesinnte Vereine, z.B. Militärvereine, Treubund, der Jungdeutsche Orden u.a., am Bismarckturm und brachten eine eiserne Bismarck-Plakette an. Diese wurde vor 1945 entwendet. 
Im Mai 2016 wurde ein neues Relief (Material: Sandstein) am Gedenkstein angebracht.


Turmgeschichte
Einweihung

Die Einweihungsfeier konnte am 18.10.1900 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung (Bürger, Vereine, Schulen, Musikchöre) stattfinden. Zwei Festzüge, einer aus Unna, der andere aus Langschede zogen zum Festplatz am Bismarckturm. 
Die Weiherede hielt Dr. Friedrich Wilshaus aus Unna und übergab den Turm an Bürgermeister Friedrich Koch, der den Turm in Obhut der Stadt Unna nahm. Am Einweihungstag wurde der Feuerkorb nach Einbruch der Dunkelheit erstmals entzündet.

Der Bismarckturm auf der Wilhelmshöhe wurde, wie zuvor mit der Stadt Unna abgesprochen, nach der Einweihung an die Stadt Unna übergeben (die offizielle Übernahme wurde im Mai 1901 von der Stadt nachträglich beschlossen).

Das Turmkomitee wurde kurz nach der Einweihung aufgelöst.


1900-1920

Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs wurde der Feuerkorb an den damaligen patriotischen Feiertagen wie Bismarcks Geburtstag (01.04.), Sedantag (02.09.) und dem Reichsgründungstag (18.01.) entzündet. Die anfängliche Befeuerung mit Holz, welches in Petroleum getränkt war (inkl. Teerzusatz) bewährte sich jedoch nicht.

1919 wurde der Unnaer Bismarckturm trigonometrischer Messpunkt (TP) erster Ordnung. Dazu wurden auf dem Turmkopf fünf Exzenter (Aufstellungspunkte von Stativen, die absichtlich von der Ideallinie abweichen), vier Leuchtbolzen und ein Turmbolzen angebracht und bestimmt.


1921-1950

In den 1920er Jahren wurden an Bismarcks Geburtstag am oder auf dem Turm Feuer entzündet.

Am 21.03.1933 (Nationalfeiertag) und am 01.04.1933 wurde die Bismarcksäule laut Zeitungsberichten befeuert, hier allerdings eher als Kulisse der Festzüge und Aufmärsche durch Unna.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Bauwerk zeitweise als Flakbeobachtungsstation genutzt. Zwischen dem 11.04. und 12.04.1945 ("Ruhrkessel") kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den mit Panzern anrückenden Amerikanern und deutschen Truppen (Jagdtigerabteilung 512 mit deutschen Panzern).


1951-1980
In den 1950er Jahren nutzten Heimatvertriebene, insbesondere Schlesier, den Turm und entzündeten am Johannistag Ende Juni Feuer auf dem Turm.
Im Jahr 1952 wurde auf dem Turmkopf ein weiteres Exzenter (Meißelkreuz im Nordfenster) angebracht. Der Turmbolzen erhielt 1963 eine neue Höhe und wurde seitdem als Nivellementpunkt (zur Messung von Höhenunterschieden) genutzt. Zwei Jahre später wurden alle Exzenter koordinatenmäßig neu festgelegt und weitere Exzenter angebracht. Aufgrund der Verschlechterung des Turmzustandes und weil die Festigkeit des Stahlgerüstes nicht mehr gewährleistet war, musste der trigonometrische Punkt "
Strickherdicke, Bismarckturm" in seiner Ordnung herabgestuft werden (statt TP I. Ordnung nun TP II. Ordnung).

Mitte der 1960er Jahre musste der mittlerweile sanierungsbedürftige Turm geschlossen werden. Die Finanzierung einer Sanierung stieß auf strukturelle Probleme. Das 2.544 m² große Grundstück mit Turm war eine Exklave auf Fröndenberger Stadtgebiet geworden, sodass die Stadt Unna kein Interesse an einer kostenintensiven Sanierung der Säule hatte (dies führte auch in den Folgejahren zu Kompetenzproblemen bei notwendigen Kostenbeteiligungen für die Säule zwischen Unna und Fröndenberg).

Eine mögliche Veräußerung des Turmes samt Grundstück von Unna an Fröndenberg im Oktober 1972 scheiterte am Widerstand Fröndenbergs, da die Ruhrstadt ebenfalls keine laufenden Kosten für die Instandhaltung des Turmes übernehmen wollte. Die Sanierungskosten wurden zu dieser Zeit auf 50.000 DM geschätzt.

Im November 1972 wollte die Stadt Unna das Bauwerk einer anderen Nutzung (Gastronomie) zuführen. Das Grundstück war aber als Grünfläche mit landwirtschaftlicher Nutzung (Schutz durch Festsetzung als Verbandsgrünfläche) ausgewiesen. Zudem gab es auf dem Grundstück keine Kanalisation. Im Januar 1973 lehnte der Kreisbaudirektor der Bauabteilung einen Gastronomiebetrieb am Bismarckturm ab.

Ende Januar 1974 wollte die Stadt Unna der Stadt Fröndenberg den Turm erneut übertragen. Dies wurde seitens der Stadt Fröndenberg am 14.08.1974 mit der Begründung „keine Nutzungsmöglichkeiten“ abgelehnt.

Im Jahr 1978 konnte durch die Aktion „Rettet den Bismarckturm“ durch SPD-Ratsmitglied Christine Urban zumindest die Aufwertung des Außengeländes durch Auslichtung des Gestrüpps durchgeführt werden.


1981-1989

Ein Verkauf des Bismarckturmes an zwei Interessenten im Februar 1983 war in greifbarer Nähe, doch die Interessenten zogen sich aus Kostengründen wieder zurück. Eine Privatperson wollte Decken einziehen, um ca. 100 m² Wohnfläche zu gewinnen und die astronomische Interessengemeinschaft Unna-Hamm wollte aus dem Bismarckturm eine Volkssternwarte machen und die notwendige baiuliche Instandsetzung durch Spenden finanzieren (siehe umgebauter Bismarckturm Remscheid als Sternwarte). Die Kosten für Reparatur des Turmes und Umbau als Sternwarte wurden von der Stadt Unna auf 700.000 Mark geschätzt.

Im Oktober 1984 entwickelte die Stadt Unna ein Sanierungskonzept. Die Sanierungskosten wurden mit 500.000 Mark angegeben. Im Januar 1986 stellten die Städte Fröndenberg und Unna gemeinsam fest, dass sie die Sanierung aus eigenen Mitteln nicht durchführen können. Zuschüsse vom Land NRW wurden abgelehnt, es wurde vom Land auf die kommunale Zuständigkeit hingewiesen.

Im Jahr 1986 forderte der Sauerländische Gebirgsverein (SGV) die Erhaltung des baufällig gewordenen Turmes.

Am 15.01.1987 wurde der Turm als Baudenkmal in die Denkmalliste der Stadt Fröndenberg eingetragen.

Die Stadt Unna finanzierte Boden- und Fundamentuntersuchungen, die darüber Auskunft gaben, dass der Turm auf soliden Baugrund steht und kein Betonabsicherung des Fundamentes notwendig ist. Das Arbeitsamt Hamm gab grünes Licht für drei ABM-Stellen und kam für die Personalkosten auf.

Durch diese AB-Maßnahme konnte der Turm zwischen Mai und November 1987 für 180.000 DM (reine Materialkosten: 70.000 Mark) saniert werden. Der Landeskonservator beteiligte sich mit 15.000 Mark an den Kosten. Der Turm blieb nach der Sanierung weiterhin verschlossen. Bezüglich des trigonometrischen Messpunktes wurde nach den Sanierungsmaßnahmen eines neues Stahlgerüst mit Zieltafel auf dem Turmkopf installiert. Dadurch konnte das Bauwerk im Jahr 1989 wieder zum TP. I. Ordnung hochgestuft werden.

Der Feuerkorb wurde 1989 von der Turmspitze entfernt und durch ein Stahlrohrgerüst mit Tafelkreuz (trigonometrischer Messpunkt) ersetzt.


1990-2000

Im Januar 1998 wurde vom Dortmunder Verein Westnet e.V. die Erstellung einer Datenfunkstelle auf dem Bismarckturm beantragt. Trotz erfolgter denkmalrechtlicher Erlaubnis der Stadt Fröndenberg vom 28.01.1998 wurde die Antennenanlage nicht installiert.

Im Jahr 2000 wurde der Turm zum Tag des offenen Denkmals und zum 100-jährigen Jubiläum im Oktober zweimal geöffnet. Über 1.500 Besucher bestiegen das Bauwerk. Im Turm gab es eine Ausstellung über Bismarcktürme in NRW von Jörg Bielefeld. Dieser verfasste zudem eine Jubiläumsbroschüre, die von der Stadt Fröndenberg kostenlos herausgegeben wurde.

Die Aussicht vom Turm war in mehrere Richtungen durch den Baumwuchs stark eingeschränkt, da die Baumkronen um den Turm höher als die 16 m hohe Aussichtsplattform lagen. Durch Baumschnitt nach Süden hin im Herbst 2000 konnte die Rundumsicht nur geringfügig verbessert werden. Die Sicht nach Norden (Unna, Hamm, Münsterland) blieb weiterhin durch Bäume versperrt.

Eine Diskussion in der Lokalpresse über den beabsichtigten Baumschnitt führte dazu, dass die Agenda-Gruppe Umwelt- und Naturschutz/Landwirtschaft erfolgreich einen Antrag an den Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt einbrachte, damit „diese Laubbäume nicht dem touristischen Ausbau zum Opfer fallen“. Als Begründung wurde angeführt, dass die Eichen aus der Zeit des Turmbaus stammen und somit „historisch mit ihm verwachsen sind.“ Vertreter des Kreises Unna (Grüne / SPD) hatten zudem darauf hingewiesen, dass der Bereich unterhalb des Bismarckturmes als wertvolles Landschaftsgebiet eingestuft ist. 
[Hinweis: Die Bepflanzung des Grundstückes mit Bäumen war vom Bismarckturm-Komitee 1899/1900 nicht geplant und wurde erst wenige Jahre später von der Stadt Unna vorgenommen].


2001-heute

Nach Angaben des Hochbauamtes am 25.03.2002 musste der Turm für Besucher gesperrt werden, da “die Verkehrssicherheit durch ein mangelhaftes Treppengeländer nicht gewährleistet“ war. Das Bauamt bemängelte u.a. die nach den aktuellen Sicherheitsbestimmungen nicht ausreichende Höhe des Treppengeländers.

Der Schützenverein Kirchspiel Dellwig (Kompanie Strickherdicke), der seit den 1970er Jahren Osterfeuer am Turm entzündete, wollte im Jahr 2005 den Turm pachten und eine Imbissbude aufstellen. Dies wurde seitens der Stadt Unna abgelehnt.

Im gleichen Jahr wurde die marode Eingangstür durch eine Holztür mit Eisenbeschlägen ersetzt. Der Bismarckturm blieb weiterhin verschlossen.

Am 11.12.2006 wurde auf Initiative von Marie-Luise Frese-Strathoff und Jörg Bielefeld (1. Vorsitzender bis März 2009) der


"Bismarckturm-Verein Unna in Fröndenberg e.V."

gegründet.

Am 04. Juli 2007 wurde ein am 14.05.2007 vom Bismarckturm-Verein eingereichter Förderantrag bei der NRW-Stiftung positiv beschieden. Geldmittel für die Sanierung (40.000 €) wurden freigegeben. Den notwendigen Eigenanteil für die Fördermittel leistete der Bismarckturm-Verein (u.a. Arbeiten am und im Turm).

Im September 2007 wurde entschieden, dass die drei sichtbehindernden Bäume in Norden des Turmes gefällt werden dürfen.

Ende Januar 2008 begannen die Sanierungsarbeiten am Turm. Am 15.02.2008 wurden die drei genehmigten Bäume gefällt. Im Mai 2008 begannen die Sanierungsarbeiten, die Anfang 2009 abgeschlossen waren. Die Eröffnungsfeier des sanierten Turmes wurde am 28. März 2009 durchgeführt.

In der ersten Saison 2009 wurde das Bauwerk von 4.147 Besuchern bestiegen, im Jahr 2010 von 2.985, im Jahr 2011 von 1.731, im Jahr 2012 von 1.548, im Jahr 2013 von 1.868 und im Jahr 2014 von 1.367 Besuchern (ohne Sonderöffnungen).
Seitdem wird das Bauwerk an bestimmten Tagen, organisiert vom Bismarckturm-Verein, vor ehrenamtlichen Türmern geöffnet [Stand: 2022].


Öffnungszeiten (Stand: 2024)

Turmöffnungen sonn- und feiertags von 11:00 bis 15:00 Uhr.


Links

Google Maps

Koordinaten und Kartenmaterial

Bismarckturm-Verein Unna in Fröndenberg e.V.

3-D-Film (Kreis Unna) über den Bismarckturm auf youtube

NRW-Stiftung


Quellen

- Seele, Sieglinde: "Lexikon der Bismarck-Denkmäler", Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 390/391
- Seele, Sieglinde; Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von UNNA (Nordrhein-Westfalen)
- Burgemeister, Katja: „
Die Bismarcksäule in Unna - Ein Nationaldenkmal für die Region?“, Bachelor-Arbeit (zur Erlangung des Grades eines Bachelor of Arts der Fakultät für Geschichtswissenschaft an der Ruhruniversität Bochum), 2005 (PDF-Datei), enthält: Auszüge der Protokolle über die Sitzungen des „Comitee zur Errichtung einer Bismarck-Flammensäule auf der Friedrich-Wilhelmshöhe 1899-1901"
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 31 "
Bismarck-Feuersäule zu Unna i. Westfalen", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Ehrhardt, Max: "
Bismarck im Denkmal des In- und Auslandes", Thüringische Verlags-Anstalt Eisenach-Leipzig, 1903: 2. Teil, Nr. 107 „Die Bismarck-Säule zu Unna (Westf.)"
- Zeitschrift des Bismarck-Bundes: 5. Jahrgang 1907 (Beilage: „
Die Bismarck-Feuersäule“)
- Timm, Willy: „
Ihre Flammen lodern nicht mehr“ in: Der Märker, 25. Jahrgang, 1976, Heft 2
- D. Güldenhaupt, J. Rohlfing, K. Rubke, U. Schumacher: "
Der Bismarckturm auf der Wilhelmshöhe" (private Broschüre des Sachgebietes Vermessungspunktfeld, Oktober 1990)

- Akte Bismarckturm, Untere Denkmalbehörde Stadt Fröndenberg

- Dortmunder Zeitung: 17.04.1899, 29.04.1899, 24.02.1900, 01.03.1900, 11.05.1900, 01.06.1900, 15.09.1900, 23.09.1900, 13.10.1900, 20.10.1900, 03.04.1903, 03.04.1913, 28.10.1915
- General-Anzeiger für Dortmund und die Provinz Westfalen: 06.05.1899, 26.08.1899. 30.11.1899, 29.09.1900, 11.10.1900, 19.10.1900, 20.10.1900, 23.10.1900, 27.05.1904
- Emscher Zeitung: 01.12.1899, 02.06.1900, 25.09.1900
- Arnsberger Zeitung: 13.09.1900

- Rhein- und Ruhrzeitung: 13.10.1900

- Kölnische Zeitung: 20.10.1900

- Berliner Börsenzeitung: 21.10.1900

- Westfalenpost Menden (Lokalteil Fröndenberg): 09.07.1999, 26.07.2000, 27.07.2000, 09.09.2000, 18.10.2000, 24.10.2000, 30.10.2000, 30.12.2000, 30.03.2002, 02.04.2002, 04.06.2002, 08.06.2002, 13.06.2002, 29.06.2002
- Westfälsche Rundschau: 13.10.1972, 09.02.1979, 16.01.1986, 18.01.1986, 23.01.1986, 31.01.1986, 09.04.1986, 18.02.1998
- Hellweger Anzeiger: 18.01.1980, 17.07.1980, 18.02.1983, 14.09.1984, 24.01.1986, 17.07.1986, 10.08.1987, 19.05.1988, 03.08.1999, 30.10.2000
 

Fotografen
- H.W. Lüttgebüter (1987)

- Jörg Bielefeld, Leverkusen (1999 - 2017)
- Christian Gerloff, Jena (September 2011)

- Richy Oelke, Kelkheim (September 2020)

Übersichtskarte Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie Bismarckturm Unna in Fröndenberg

Foto Bismarckturm Unna in Fröndenberg 1900

Foto Einweihung Bismarckturm Unna in Fröndenberg 18.10.1900

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Unna in Fröndenberg 1900

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Unna in Fröndenberg zur Einweihung 1900

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Unna in Fröndenberg zur Einweihung 1900

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Unna in Fröndenberg undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Unna in Fröndenberg 1910

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Unna in Fröndenberg 1905

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Unna in Fröndenberg 1913

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Unna in Fröndenberg 1926

Foto alte Feuerschale Bismarckturm Unna in Fröndenberg 1987

Foto Plattform Bismarckturm Unna in Fröndenberg 1987

Foto Bismarckturm Unna in Fröndenberg Oktober 2008

Foto Bismarckturm Unna in Fröndenberg Februar 2011

Foto Bismarckturm Unna in Fröndenberg April 1999

Foto Bismarckturm Unna in Fröndenberg Oktober 2006

Foto entfernte Plattform Bismarckturm Unna in Fröndenberg Juni 2008

Foto neue Plattform Bismarckturm Unna in Fröndenberg Juli 2008

Foto Bismarckturm Unna in Fröndenberg Februar 2016

Foto Bismarckturm Unna in Fröndenberg September 2000

Foto Bismarckturm Unna in Fröndenberg April 2017

Foto Bismarckturm Unna in Fröndenberg September 2011

Foto Turmdach Bismarckturm Unna in Fröndenberg Oktober 2008

Foto Bismarckturm Unna in Fröndenberg April 2017

Foto Wendeltreppe Bismarckturm Unna in Fröndenberg April 2017

Foto sanierte Plattform Bismarckturm Unna in Fröndenberg April 2017

Foto Aussicht vom Bismarckturm Unna in Fröndenberg April 2017

Foto Vorplatz am Bismarckturm Unna in Fröndenberg April 2017

Foto Bismarck-Wappen am Bismarckturm Unna in Fröndenberg Februar 2011

Foto Bismarckturm Unna in Fröndenberg Juli 2016

Foto Bismarckturm Unna in Fröndenberg Juli 2016

Foto Bismarck-Denkmal am Bismarckturm Unna in Fröndenberg Juli 2016

Foto Bismarckturm Unna in Fröndenberg Juli 2016

Foto Bismarckturm Unna in Fröndenberg September 2020

Foto Bismarckturm Unna in Fröndenberg September 2020

Foto Bismarckturm Unna in Fröndenberg (Plattform) September 2020

Foto Bismarckturm Unna in Fröndenberg September 2020

Foto Bismarckturm Unna in Fröndenberg (Treppe) September 2020

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)

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