Memmingen

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Memmingen 1908

Standort

Am Hühnerberg




Datenblatt


Höhe: 18 m

Kosten: 6.000 Mark

Einweihung: 06.11.1904


Umbenennung in Bismarckturm: 30.07.1908

Foto Bismarckturm Memmingen Juni 2009

Umstrittene Benennung als Bismarckturm
Der Bismarckturm in Memmingen


Bauplanung

1903

Im Jahr 1903 regte der örtliche Verschönerungsverein den Bau eines Aussichtsturmes in Memmingen an. Gleichzeitig strebten Bismarckverehrer aus Memmingen eine Ehrung Bismarcks an. Bei der anschließenden Debatte konnte keine Einigung erzielt werden.

Im Herbst 1903 wurde in einer heimischen Zeitung die Zeichnung eines Aussichtsturmes (ohne Hinweis auf einen Bismarckturm) veröffentlicht.


1904

Auf der Generalversammlung des Verschönerungsvereins im Jahr 1904 wurde diskutiert, ob der geplante Aussichtsturm auch als Bismarckturm erbaut werden sollte. Die katholische Opposition (gegen den Bismarckturm) schlug am 06.05.1904 im Memminger Volksblatt einen Kompromiss vor: Die Bismarckverehrer sollten ein Bismarck-Relief für den Turm aus eigener Tasche bezahlen.

Am 27.06.1904 wurde mit dem Bau des Turmes auf dem Hühnerberg begonnen, ohne dass eine Entscheidung über die Namensgebung des Turmes gefallen war.

Die Baukosten betrugen 6.000 Mark.


Bauarbeiten

Der Turm wurde von Stadtbaumeister Peter Lang aus Memmingen entworfen, ausgeführt wurde der Bau durch das Baugeschäft Christian Seutter aus Memmingen.

Als Baumaterial wurden Backsteine verwendet, die nach Fertigstellung verputzt wurden.


Weitere beteiligte Firmen und Handwerker

Wendeltreppe: Firma Keusch & Co, Memmingen
Die Eichentür wurden vom Zimmermeister Schmidt und die Türbeschläge von Schlossermeister Michael Metzeler aus Memmingen gestiftet.


Eine offizielle Einweihung des Aussichtsturmes fand nicht statt, für den 06.11.1904 (Vollendung des Turmes) hatte der Verschönerungsverein zu einem Spaziergang eingeladen.


Turmbeschreibung (zur Zeit der Eröffnung 1904, der Einweihung 1908 sowie 1997)

Der 18 m hohe Aussichtsturm mit nachträglich installierter Befeuerungsmöglichkeit weist auf dem Turmkopf und dem Anbau Zinnenbekrönungen auf.

Im Jahr 1904 führte eine breite Treppenanlage mit 11 Stufen zu einer Ebene mit einer zweiläufigen Treppe, die durch eine nach vorne offenen, halbrund ausgestalteten Bereich (mit einer Sitzgelegenheit in der Mitte) getrennt ist. Über sechs Stufen dieser Treppe gelangte man zum Eingangsbereich des Bismarckturmes.

Über drei Steinstufen erreicht man den spitzbogigen Eingang des Turmes auf der Südostseite.

Oberhalb des Einganges wurde - direkt unter dem Erker - eine Inschrifttafel mit der Inschrift


Verschönerungs-
Verein
Memmingen
1904

angebracht.

Auf der Seite des Anbaus wurden drei Wappen, das deutsche Wappen, das bayerische Wappen und das Memminger Stadtwappen, angebracht. Diese wurden mit einem Band und einem siebenzeiligen Gedicht verziert.

Der Austritt vom Hauptturm auf den Söller ist spitzbogenartig ausgearbeitet. Unter der Zinnenauskragung sind auf dieser Seite drei parallele hochkant angelegte Fensterschlitze eingelassen.

Auf der Südwestseite ist außen ein Balkonaustritt (Alkoven).

Im Sommer 1908 wurde die Inschrifttafel entfernt und durch ein Bismarck-Relief, gefertigt von Adolf Daumiller aus Memmingen (gegossen von Ch. Lenz aus Nürnberg) ersetzt.

Unterhalb des Bismarck-Wappens im Halbrund wurde der Bismarck-Wahlspruch


"IN TRINITATE ROBUR"


angebracht. Unter der Zinnenaussichtsplattform erhielt jede Turmseite eine der folgenden Inschriften:

Vorderseite


"
WIR DEUTSCHE FÜRCHTEN GOTT
SONST NICHTS AUF DER WELT
"


Rückseite


"
ICH GLAUBE, DASS IN DIESER WELT
DIE WAHRHEIT STETS DEN SIEG BEHÄLT"

an den Seiten
"HEBEN WIR DEUTSCHLAND SOZUSAGEN IN DEN SATTEL!
REITEN WIRD ES SCHON KÖNNEN"

"DIE NATIONALE EINIGUNG DER DEUTSCHEN
WAR DER LEITSTERN MEINER LAUFBAHN
"


Durch die Eingangstür gelangte man zu einer rechtsdrehenden Metall-Wendeltreppe, die zu den beiden Aussichtsplattformen führte.

Vor 1997 wurde die zweiläufige Treppenanlage vor dem Turm umgestaltet (auf jeder Seite nur noch fünf statt sechs Stufen). Der spitzbogige Turmeingang wurde vermauert und verputzt. Ein Fenster auf der Nordwestseite des Turmes ist ebenfalls vermauert.


Turmgeschichte

1904-1907

Am 07.11.1904 wurde in der liberalen Memminger Zeitung der Aussichtsturm fälschlicherweise als Bismarckturm bezeichnet.

Bis 1908 einigten sich der Verschönerungsverein und die Stadt, dass der Aussichtsturm unentgeltlich an die Stadtgemeinde übergeben werden sollte.


1908-1999

Die städtischen Kollegien beschlossen daraufhin einstimmig, das Bauwerk zum 10. Todestag Otto von Bismarcks (30.07.1908) zu einem Bismarckturm umzugestalten. An die Bismarckfreunde in Memmingen erging der Aufruf, Spenden für die Umgestaltung zu sammeln. Der Turm sollte neu verputzt und mit einer abnehmbaren Befeuerungsvorrichtung auf der Plattform versehen werden. Am Turm sollte ein Reliefbild Bismarcks angebracht werden.

Durch Bismarckverehrer wurde die Umgestaltung des Turmes (Beschreibung siehe oben) möglich gemacht.

Am Do., 30.07.1908 wurde das neue Bismarck-Relief am Turm im Rahmen einer Feier enthüllt und das Bauwerk in Bismarckturm umbenannt. Der Turm war an diesem Tag mit Blatt und Tannengrün geschmückt, auf der Zinne wehten schwarz-weiß-rote Flaggen. Nach der Pflanzung einer Bismarck-Eiche hielten die Lehrer Münch und Hauptlehrer Marz Ansprachen. Um 18:30 Uhr hielt Rechtsrat Bingger eine Rede, übernahm das Denkmal in den Besitz der Stadt und legte im Namen der Stadtgemeinde einen Kranz auf dem Söller nieder. Die abschließende Festrede hielt Reallehrer Lutz. Um 21:00 Uhr wurden auf der Plattform fünf Feuer und auf dem Söller bengalisches Licht entzündet.

Weiterhin erwarb man abnehmbare Feuerkörbe zwecks Befeuerung des Turmes. Die Kosten für die Umarbeitung des Turmes betrugen 1.100 Mark.


2000 bis heute

Der Turm war im Januar 2000 äußerlich saniert und geweißt. Der Eingang des Turmes war vermauert. Das Relief und das Wappen (geweißt) waren vorhanden, der Wahlspruch und die Bismarck-Inschriften wurden vor 1997 entfernt.

In unmittelbarer Nachbarschaft des Turmes liegen Sportanlagen und ein Altenheim.

Im Juli 2007 wurde der Turm verschlossen vorgefunden. Sanierungsmaßnahmen waren dringend erforderlich.

Bei einem Brand am 28.07.2011 wurde der Turm leicht beschädigt.

Im Jahr 2019 wurde das Bauwerk mit einem Kostenvolumen von 350.000 € umfassend saniert. Im Herbst 2023 war der Bismarckturm in einem guten baulichen Zustand.


Links

Google Maps

Koordinaten und Kartenmaterial


Quellen

- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 269
- Seele, Sieglinde, Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-TURM von Memmingen (Bayern)
 

Fotos

- Ralph Männchen, Dresden (Juni 2006)
- Hans-Dieter Hirschmann, Haßloch (Juni 2009)
- Lars Lenzner, Hückeswagen (Juni 2011)

Übersichtskarte Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie Bismarckturm Memmingen

Foto Bismarckturm Memmingen Juni 2009

Foto Bismarckturm Memmingen Juni 2009

Foto Bismarckturm Memmingen Juli 2006

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Memmingen 1927

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Memmingen 1919

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Memmingen 1915

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Memmingen undatiert

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Memmingen 1916

Foto Bismarckwappen Bismarckturm Memmingen Juni 2009

Foto Innenraum Bismarckturm Memmingen Juni 2009

Foto Bismarckturm Memmingen Juni 2011

Foto Detail Bismarckturm Memmingen Juni 2009

Foto Bismarckturm Memmingen Juni 2006

Foto Bismarckturm Memmingen Juni 2022

Foto Bismarckturm Memmingen Juni 2022

Foto Bismarckturm Memmingen Juni 2022

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)

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